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in einem modernen Styl massiv erbaute Pfarrhaus befindet sich in dem besten Zustande.

Das gut erhaltene Schulhaus, welches außer den Schulgelassen auch die Wohnung des Schulmeisters und eines Lehrgehilfen enthält, wurde in den Jahren 1825/26 mit einem Gemeindeaufwand von 7000 fl. neu erbaut. Neben der Volksschule besteht seit etwa 15 Jahren eine Industrieschule.

Das Rathhaus, ein altes Gebäude, ist im Jahr 1841 mit einem Aufwand von 4000 fl. gründlich erneuert worden; auf dem First desselben sitzt ein Thürmchen mit Glocke. Eine Kelter mit drei Bäumen, einer Mosttrotte und einem Obstmahltrog, hat die Gemeinde im Jahr 1840 dem Staat um 600 fl. abgekauft; in dem oberen Stockwerke derselben befindet sich ein Fruchtspeicher, der Eigenthum der Herren v. Reischach ist. Die an die Kelter angebaute, ehemalige herrschaftliche Zehentscheuer erkaufte die Gemeinde im Jahr 1829 um 1300 fl. Von den beiden Gemeindebackhäusern wurde eines 1839, das andere 1849 erbaut; überdieß sind noch zwei öffentliche Waschhäuser, ein Armenhaus und ein Schafhaus vorhanden.

Viele Pump- und Ziehbrunnen liefern das ganze Jahr hindurch gutes Trinkwasser, wie überhaupt der Ort sehr wasserreich ist, so daß man in der unteren Gasse schon in einer Tiefe von 6–10′ überall Wasser erhält und wegen dieses Wasserreichthums daselbst keine Keller angelegt werden können. Auf der Markung selbst aber kommen verhältnißmäßig wenige Quellen vor, dagegen erscheinen periodisch fließende Hungerbrunnen im Grund gegen Weissach, in den Binsen gegen Nußdorf, und in dem Weinpumpen gegen Hemmingen. Der klare, meist aus Quellwasser bestehende, Strudelbach fließt an der östlichen Seite des Orts vorüber und treibt daselbst eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang; außer dieser setzt er 1/8 Stunde oberhalb des Dorfs eine Mühle mit drei Mahlgängen und einen Gerbgang, wie eine nächst derselben stehende Ölmühle in Bewegung.

Allhier ist geboren, als Sohn des Pfarrers, den 15. August 1548 Jak. Heilbrunner, in Tübingen in der Theologie gebildet, 1573–1575 Prediger in Österreich, 1575 Hofprediger in Zweibrücken, 1581 Generalsuperintendent in Amberg, 1585 Hofprediger in Neuburg, 1616 Abt in Anhausen, und noch in demselben Jahre Abt in Bebenhausen, als welcher er, auf der Canzel in Bebenhausen vom Schlag gerührt, den 6. Nov. 1619 starb. Ein fruchtbarer Schriftsteller, ausgezeichnet namentlich als Polemiker gegen die Calvinisten und besonders gegen die Jesuiten, gegen welch letztere

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)