Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welches nach einer über dem spitzbogigen Eingang angebrachten Jahrszahl 1486 erbaut wurde, dient zur Aufnahme sowohl unbemittelter Ortsangehörigen, als auch fremder kranker Personen; überdieß ist dem Spitalaufseher eine Wohnung in demselben eingerichtet. Den ursprünglichen Spital (Spitalhof) bilden mehrere einen mäßigen Hofraum einschließende Gebäude, theils auf die Hauptstraße, theils auf die Judenstraße stoßend. Die zu dieser Gebäudegruppe gehörige, ehemalige Spitalkirche ist nun zu einer Scheune umgewandelt, trägt übrigens immer noch Spuren ihrer früheren Bestimmung, wie z. B. einige nun zugemauerte Spitzbogenfenster, einen spitzbogigen Eingang, auch ist über dem neu eingebrochenen Scheunenthor ein von dem Gewölbe der Kirche herrührender Schlußstein (Agnus dei) eingemauert.

Von den zwei vorhandenen öffentlichen Backhäusern wurde eines im Jahr 1837 mit einem Gemeindeaufwand von 800 fl. erbaut, das andere gehört Privaten; zwei Gemeindewaschhäuser bestehen schon längst. Von zwei an die nordöstliche Stadtmauer stoßenden Keltern befindet sich die eine mit drei Bäumen in dem unteren Stockwerk des früheren Oberamtei-, nunmehrigen Decanathauses, die andere mit vier Bäumen im unteren Stockwerk des nunmehr in Privathände übergegangenen vormaligen Decanathauses; indem von beiden Gebäuden nur die Kelternräume Eigenthum der Gemeinde sind. Überdieß gehört der Stadt ein großes Schafhaus mit abgesondertem Schafstall und ein Schlachthaus.

Den auf dem Schloß stehenden Thurm, früher von dem städtischen Hochwächter bewohnt, hat die Gemeinde im Jahr 1842 zur Benützung an die vom Staat eingerichtete Beschäftigungs-Anstalt unter der Bedingung überlassen, an Sonn- und Festtagen, wie bei Feuersbrünsten daselbst zu läuten, weil in der ziemlich entlegenen Mühlvorstadt das Geläute auf der Pfarrkirche nicht gehörig vernommen wird. Die bei der unteren Mühle gelegene Kleemeisterei gehört zwar der Stadt, wird aber von der Oberamtspflege unterhalten. Von dem auf der rechten Seite der Enz an dem Weg nach Groß-Glattbach gelegenen, im Jahr 1851 eingegangenen Holzgarten, dessen Grund und Boden schon zuvor der Stadt gehörte, hat dieselbe auch das auf Staatskosten erbaute Holzmessers-Gebäude an sich gekauft, um noch einen Holzvorrath daselbst zu unterhalten, indem ihr von Seiten des Staats die Vergünstigung zukommt, jedes Jahr bei dem herrschaftlichen Holzfloß nach Bietigheim 500 Klafter gegen Entrichtung des laufenden Preises auszuziehen, was der Gemeinde, welche nur 100 Morgen Wald, und zwar auf fremden Markungen besitzt, einen großen Vortheil gewährt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 088. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)