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bei Pforzheim sich aufgestellt hatte. Zur letztgenannten Zeit legte eine Abtheilung Franzosen in Nußdorf Feuer ein, ließ sich aber durch das Trommeln eines Nußdorfers, welches sie für ein Zeichen anrückender deutscher Soldaten hielten, vertreiben. Im Sept. 1692 erlitt Vaihingen von den Franzosen viertägige Plünderung, überhaupt einen Schaden von 101.411 fl., die flüchtigen Einwohner wurden verfolgt und zum Theil bis aufs Hemd ausgezogen; mit etlich 100 Wagen führte der Feind den in und um Vaihingen gemachten Raub hinweg. Im Jahr 1693 Ende Mai verwüstete der Mordbrenner Melac mit 6000 Mann die Gegend von Vaihingen und zog den 13. (23.) Juli der Dauphin mit einem neuen französischen Heere von Enzweihingen, in welchem Tags zuvor 60 Gebäude, ohne Zweifel durch die Schuld der Franzosen, in Asche gesunken waren, nach Ober-Riexingen, wo er sich am 15. (25.) Juli mit dem Marschall de Lorge vereinigte und noch am selben Tage die Enz überschritt, so daß Eglosheim sein nächstes Hauptquartier wurde. Um dieselbe Zeit nahmen die Franzosen den Kirchhof zu Weissach, den Flüchtungsplatz der Einwohner, ein und plünderten ihn nebst der Kirche. Im spanischen Erbfolgekrieg zog eine der Colonnen Marlboroughs in der zweiten Juniwoche 1704 über Vaihingen und Enzweihingen. Im August d. J., als die verbündeten drei Feldherrn Prinz Eugen, Marlborough und Ludwig von Baden wieder westwärts dem Rhein zu marschiren ließen, hatte Vaihingen abermals Truppendurchzüge. Am 25. Mai 1707 befand sich das kaiserliche Kürassierregiment Mercy bei Enzweihingen, auf dem Rückzug begriffen, wogegen der verfolgende französische Marschall Villars am folgenden 2. Juni mit einem Theile seiner Truppen bei Vaihingen lagerte. Nicht lange nachher wurde Mühlhausen von den Franzosen ausgeplündert. Im Feldzug des Jahrs 1796 zog das österreichische Hauptheer unter dem Erzherzog Karl den 14. Juli von Pforzheim nach Vaihingen zurück, wo sofort das Hauptquartier des Erzherzogs war. Der linke Flügel des Heers lagerte beim Schloß Vaihingen, der rechte auf den Anhöhen über der Enz gegen Illingen hin; die Sachsen bezogen den 15. Juli ein Lager beim Pulverdinger Hof; eine Abtheilung Österreicher stund bei Sersheim. Bald aber folgte weiterer Rückzug vor den Franzosen. Auch im Feldzug des Jahrs 1799 hatten die Österreicher wiederholt ihre Hauptquartiere in Vaihingen (Martens 709 ff.). In den späteren Feldzügen Frankreichs gegen Österreich 1805 etc. war Vaihingen eine Haupt-Etape für die durch Württemberg hin- und hergezogenen französischen Truppen. 1

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 075. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)