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Thürme und außerdem noch durch ein Vorwerk geschützt. Unterirdische Wendeltreppen sollen in tiefe, vielleicht von der Natur gebildete, Gewölbe geführt haben. Die Zeit der Erbauung der Burg verliert sich in dem grauen Alterthum; ihr Daseyn ist schon um’s Jahr 1090 beurkundet. Im Jahr 1286 räumt Graf Eberhard von Würtemberg in dem mit K. Rudolph vor Stuttgart geschlossenen Frieden die Burgen Wittlingen und Rems auf zwey Jahre als Friedens-Unterpfand ein, und erst im Jahr 1298 überläßt K. Albrecht beyde Burgen wieder dem Grafen. [1] In dem für den Grafen Eberhard so unglücklichen Jahre 1311 waren die Vesten des Ermsthals, Urach, Wittlingen und Seeburg die einzigen Plätze, die von den Feinden nicht erobert wurden. Im Jahr 1576 wurde Wittlingen durch einen aus Unvorsichtigkeit entstandenen Brand eingeäschert. Es wurde jedoch in so weit wieder aufgebaut, daß es zur Wohnung des Försters und Burgvogts und zum Gefängnisse für „Wilderer und andere Bösewichter“ dienen konnte. Doch konnte es auch noch im dreyßigjährigen Kriege als ein fester Platz benutzt werden. 1648 bat die Stadt Urach um Zurücknahme der Garnison, weil von einem östreichischen Einfall nichts mehr zu besorgen sey. Von dieser Zeit an ging die Burg ihrem völligen Zerfall entgegen, und sie theilte nun das Schicksal so manches ehrwürdigen Denkmals des Alterthums, sie wurde als Steinbruch benutzt; ein Wagen voll Steine von der Burg wurde von der Herrschaft an die Liebhaber für 12 kr. verkauft. Im Jahr 1781 standen noch zwey Gemächer, in welchen man unter den Böden Todtengerippe fand.

Unter die Merkwürdigkeiten der Burg Wittlingen gehört auch, daß der berühmte Reformator Brenz eine Zeit lang auf derselben gesessen hat. Nachdem nämlich derselbe wegen Verwerfung des Interims 1548 von Schwäbisch-Hall hatte fliehen müssen, nahm ihn der Herzog Ulrich von W. auf, und ließ ihn durch seinen Secretär Jak. Kornmesser insgeheim nach Wittlingen bringen. Erst als der Herzog

  1. Sattler, Grafen I. Beyl. Nro. 10 und 23.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)