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des Ermsthals, dem Thalknoten, in welchem die verschiedenen Wurzeln des Thals zusammen laufen. Der Ort selbst ist von geringer Beschaffenheit, die kleinen Häuschen sind zerstreut zwischen Felsen hineingebaut. Der Ort hat eine Pfarrkirche und eine Schule mit einem 1815 erbauten Schulhause, 2 Schildwirthschaften, 4 Mahlmühlen, einschließlich der Thalmühlen und 2 Öl- und Gypsmühlen mit einer Hanfreibe. Filiale der Kirche sind Rietheim, Uhenhof und die Thalmühlen. Die Einwohner sind größtentheils sehr arm und ihr Unterhalt ist durch die Lage selbst und durch die Verhältnisse sehr beschränkt. Der Ort hat gar keine eigene Markung, die Felder gehören, die an den Bergen herumgelegenen Äckerlein, (153/8 M.) und die Wiesen des alten Seegrundes ausgenommen, alle zu Uhenhof. Die Hauptnahrungsquellen waren vormals die Scheiterflößerey und das damit verbundene Holzhauen, jetzt sind es die Tuffsteinbrüche nebst der Leinenweberey. Der ganze Ort steht auf einem Tuffsteinlager, worin mehrere, darunter drey Haupt-Steinbrüche angelegt sind. Sie liefern sehr gute Steine, die von Jahr zu Jahr mehr gesucht und besonders stark an die Donau hinaufgeführt werden, s. S. 58.

Seeburg hat seinen Namen und Ursprung von einer Burg, die an dem See bey dem Orte stand und der ganze Ort bestand lange Zeit blos in der Burg und ein Paar dazu gehörigen Häusern nebst den Mühlen im Thal. Die sehr alte Burg, deren Name schon im achten Jahrhundert vorkommt, war eine der 3 Vesten (Urach, Wittlingen und Seeburg), welche allein nicht bezwungen wurden, als der Kaiser Heinrich VII. den Grafen Eberhard von W. 1311 mit Krieg anfiel und aus seinem Lande vertrieb. Jetzt ist fast keine Spur mehr davon zu finden. Sie stand auf der Ecke des Burgbergs, auch Schlößlesberg genannt; ein an demselben aufsteigender Felsen, „der Schlößlesfels“, trug einen zu der Veste gehörigen Thurm. Dem Burgberg gegenüber liegt der Kirchberg; auf seiner jähen kahlen Spitze stand die uralte Pfarrkirche Seeburg, wovon als Töchter die jetzige Pfarrkirche und die

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_206.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)