Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zwey Brüder, die Grafen Egino und Rudolph, wovon jener die Burg Achalm erbaute, dieser sie vollendete. S. Achalm. Dieß gab Veranlassung, Egino den Grafen von Urach und Egino den Erbauer von Achalm für eine Person zu halten, und anzunehmen, die beiden Brüder haben unter sich das väterliche Erbe getheilt, und Egino sey der Stifter des Uracher, Rudolph aber der Stifter des Achalmer Hauses geworden. Diese Meinung, welche der Verstorbene Rektor Schmidlin zuerst als Hypothese aufgestellt hat, [1] wurde bald zu einer historischen Thatsache erhoben. Sie zeigt sich jedoch bey näherer Prüfung durchaus als unhaltbar; denn 1) ist überall nicht von einer Theilung zwischen den Brüdern Egino und Rudolph die Rede; 2) wenn aber auch eine solche Theilung stattgefunden hätte, so ist nicht einzusehen, was den Bruder Egino als Grafen von Urach noch hätte veranlassen können, zu seinem Sitze Urach noch vor seinem Ende einen zweyten Sitz, die Burg Achalm zu bauen, und diesem Unternehmen sogar ein kostbares Gut, das Gut Schlatt in der Nähe seines Sitzes Urach zu opfern, s. Achalm; 3) ist in dem ausführlichen Verzeichnisse, welches die Zwiefalter Annalen von den Orten geben, die zu dem gemeinschaftlichen Besitze der beyden Brüder gehört haben, der Burg oder Stadt Urach, oder einer Zugehörung derselben mit keinem Worte gedacht; 4) aber starb Graf Egino der Bruder Rudolphs ohne Kinder, und hinterließ seinem Bruder das väterliche Gut allein. Er konnte also weder der Stammvater eines eigenen Hauses seyn, noch wahrscheinlicher Weise mit Rudolph getheilt haben. Die Zwiefalter Annalen, namentlich Berthold und Ortlieb, und diese müssen doch für Hauptquellen

  1. Geschichte der ehemaligen Grafen von Urach und Achalm. In den Beyträgen zur Geschichte des Herzogthums Würtemberg, von M. J. Christoph Schmidlin. Stuttg. 1780. I. Theil S. 111 und ff. Für ihre Zeit das Beste, was über den Gegenstand geschrieben worden ist. Wir bemerken bey dieser Gelegenheit noch, daß das K. Stat. Top. Buerau vor einigen Jahren mehrere handschriftliche Arbeiten über die Grafschaft Urach und andere Gegenstände käuflich übernommen hat, welche bey diesem Hefte benutzt worden sind.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)