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im dreyßigjährigen Krieg abgebrannt und nicht wieder aufgebaut wurde. Graf Eberhard d. ä. hatte hier einen Fohlen-Hof, der 1490 und 1493 vorkommt.

Von wem und wann die Festung erbaut worden, ist gänzlich unbekannt. Man weiß nur soviel, daß sie einst der Sitz der Grafen von Urach war, wenigstens saß hier der letzte Sprosse des Hauses, Graf Berthold, und in der bey Wittlingen näher angeführten Tausch-Urkunde vom Jahr 1254 wird ihm und seiner Gemahlin ausdrücklich der Sitz auf der Veste Urach vorbehalten.

Graf Ludwig I. von Würtemberg soll die Veste im Jahr 1427 neu hergestellt haben. Ob aber je die Grafen von Würtemberg einen ordentlichen Aufenthalt darauf gehabt haben, möchte sehr zu bezweifeln seyn; es ist sogar wahrscheinlich, daß selbst die Grafen von Urach mehr in der Stadt, als hier sich aufhielten.

Bey der Vertreibung des Herzogs Ulrich 1519 wurde die Festung, wie schon bemerkt worden, von dem schwäbischen Bund in Besitz genommen. Als Ulrich 1534 wieder zurückkehrte, rückte er mit dem Landgrafen Philipp von Hessen vor die Festung und beschoß diese aus zwey Schlangen, worauf die Besatzung am folgenden Tag capitulirte. Im Schmalkhaldischen Kriege, 1547, mußte sich die Stadt und Festung an den Herzog Alba ergeben. Im dreyßigjährigen Kriege hielt sie eine neunmonatliche Belagerung von dem Obersten Mora aus. Der Commandant der Festung, dem der Herzog Bernhard von Weimar die Verteidigung übergeben hatte, war der Oberst-Lieutenant Holzmüller; er wehrte sich, bis ihn der Hunger zur Übergabe nöthigte, die am 24. July 1635 geschah. [1] Von dieser Zeit an blieb die Festung in österreichischem Besitze, bis sie nach dem Frieden

  1. Der achtbare Burg- und Schlossermeister Bernhard Schwan, der die Festung vertheidigen half, schrieb in sein Hausbüchlein: „Under währender Belagerung habe ich viel ohnmenschliche Speisen essen müssen, und hab in 4 Tagen von unserm Obristen Holzmüller nicht mehr gehabt, denn auf 5 Vierling Brod und 1 Pfund Roßfleisch, so fast lauter Bein gewesen.“
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)