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von Helmstadt, vorher Propst zu Marienthal, auf welchen aber schon 1480 der berühmte Gabriel Biel folgte, der vorher Propst eines gleichen Stifts zu Butzbach und Präsident der Congregation der Chorherren von der neuen Ordnung war. Dem neuen Stifte wurde die Pfarrkirche mit allen ihren Altarpfründen nebst zwey Caplaneyen der Pfarrkirche zu Dettingen einverleibt. Graf Eberhard überließ ihm auch das Patronat der St. Florianskirche zu Metzingen, und verlieh ihm 1482 noch besondere Rechte und Freyheiten. In der Folge erwarb das Stift noch weitere Einkünfte und Rechte, namentlich 1483 das Patronat-Recht und den Zehnten zu Grabenstetten von Dietrich und Hans den Späten für 2200 fl. Im Jahr 1516 wurde es auf mehrfache Beschwerden der Stände gegen die neue Einrichtung und die Kappenherren, wie die Chorherren von ihrer Kleidung genannt wurden, mit andern ähnlichen Stiftern des Landes kraft einer Bulle des Papstes Leo X. vom 19. April 1516 [1] wieder aufgehoben und in eine Art von weltlichem Chorherrenstift verwandelt, bis die Reformation nicht lange hernach, 1537[WS 1], auch diesem ein Ende machte.

Vor der Reformation hatte Urach außer der Pfarrkirche und der Spitalkirche auch zwey Capellen:

1) Die St. Michaels-Capelle an der Spitze des Hohenbergs, oberhalb der Stadt; die Bergspitze heißt noch Michels-Cäpele.

2) Die St. Nicolai-Capelle unterhalb der Stadt auf dem Closenwasen, der davon den Namen hat. Zu diesem kam

3) die Capelle auf Hohen-Urach. S. u.

In die St. Nicolai-Capelle stiftete Graf Ludwig II. v. W. 1457 zwey Pfründen mit Vorbehalt der Verleihung; 1483 wurde für die Capelle ein päpstlicher Ablaß ertheilt.

Die Kirchen-Reformation wurde in Urach, wie im ganzen Lande, im Jahre 1535 begonnen. Schon früher vor der Rückkehr des Herzogs Ulrich waren zwar Bewegungen

  1. Abgedruckt bey Sattler, Herz. I. Beyl. N. 93.
  1. Vorlage: 1437
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_122.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)