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Der Umfang des Städtchens war lange Zeit sehr klein, er umfaßte blos die untere Stadt, welche dermalen noch Altstadt oder Musel genannt wird, und wovon die Ringmauer noch im siebzehnten Jahrhundert stand. Auf der Anhöhe, in dem jetzigen Schloßgarten, stand die Burg, vielleicht älter, als Hohen-Urach. [1] Erst nachdem Urach eine Würt. Residenz geworden war, bildete sich die Stadt weiter aus. Graf Ludwig I. erbaute das neue Schloß, sein Sohn Eberhard das Stift und die Kirche, s. o., die Einwohner der benachbarten Weiler, insbesondere die von Pfälen, zogen in die Stadt, und es entstand die zweyte Hälfte derselben, die obere Stadt. Von ihnen soll die Pfälergasse ihren Namen haben. Der Name der Gasse, wie der des Thors, könnte jedoch auch davon herrühren, daß sie nach Pfälen führten. Graf Eberhard sorgte auch für die Verschönerung der Stadt; 1472 verordnete er, daß die Häuser statt mit Stroh, mit Ziegeln bedeckt werden sollen; er errichtete zu dem Ende in demselben Jahre eine Ziegelhütte in dem Pfälerthal, wovon vermuthlich der Bezirk noch den Namen „Zittelstatt“ hat. Herzog Friedrich I. erbaute die Weber-Vorstadt und trug überhaupt viel zum Emporkommen der Stadt bey.

Der Grund zu der Weber-Vorstadt wurde den 29. Juni 1599 außerhalb der alten Stadtmauer gelegt. Es wurden von dem Herzog 29 regelmäßige Wohngebäude mit Weber-Werkstätten erbaut, und den von ihm auserwählten Leinwebern eingeräumt. Der Eingang in die dadurch entstandene Vorstadt wurde mit einem eigenen Thore versehen, das erst 1770 abgebrochen und zum Thiergarten-Thor verwendet wurde. Nach dem Tode Friedrichs wurden die Häuser allmählig den Webern käuflich überlassen.

Während der Theilung Würtembergs, unter zwey Linien, 1441 bis 1482, war Urach die Hauptstadt und Residenz der einen Linie. Aber auch vor und nach dieser Zeit hielten

  1. Crusius spricht auch von einer Hohenburg bey Urach, unter welchem Namen man jetzt nur noch einen Berg bey der Stadt kennt.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_117.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)