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Wohlthätige Anstalten.

Das Spital. Von dem Gebäude war oben schon die Rede. Die ursprüngliche Bestimmung der Anstalt ist die Aufnahme und Verpflegung von Pfründnern und Siechen oder Armen, nicht blos aus der Stadt, sondern auch aus dem Amte und dem Lande. Daneben hat sie aber auch stiftungsmäßig noch zu kirchlichen und Schulzwecken beyzutragen. Die eigene Ökonomie hat mit dem dreyßigjährigen Kriege aufgehört. Auch die Aufnahme von Pfründnern hat sich verloren. Es werden jetzt nur noch Stadtarme aufgenommen, ihre Anzahl beträgt dermalen 18. Sie erhalten freye Wohnung und Holz, und von der Stadt-Armenkasse eine wöchentliche Geld-Unterstützung von 8 bis 48 kr. Das Vermögen der Anstalt besteht dermalen in einem Capital von 30.000 fl. in Grundzinsen, Gülten und in Zehnten zu Pliezhausen und Dörnach; die Einkünfte belaufen sich nach dem neuesten Etat auf 4130 fl. Sie werden verwendet zur Besoldung der Pfarrey Pliezhausen und der Schullehrer in Urach, zu Erhaltung der Kirche, Schul- und Amts-Wohnungen, des Armenhauses, des Pfarrhauses in Pliezhausen und zu andern stiftungsmäßigen Ausgaben. Die Verbindlichkeit der Erhaltung der Armen wird wegen Unzulänglichkeit dermalen von der Stadtpflege erfüllt.

Das Spital wurde im Jahr 1480 von Graf Eberhard im Bart gestiftet. Eberhard setzte zu Administratoren den Prior zu Güterstein, den Propst zu Urach und einen von dem Gericht zu Urach erwählten Bürger mit unbeschränkter Vollmacht und mit der Befugniß, einen Spitalmeister zu wählen. Nach der Reformation traten das Oberamt und der Stadtmagistrat in diese Rechte ein, und die Anstalt wurde nun eine städtische. In dem Stiftungsbrief ist von keiner Dotation die Rede, aber wenige Tage nach der Stiftung übergab der Graf, laut Urkunde, der Anstalt die bedeutende Korngült von 50 Maltern Roggen und 100 Malter Dinkel zu Ditzingen, OA. Leonberg. Später kamen noch weitere einzelne Stiftungen und das halbe Patronatrecht zu

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_111.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)