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Schnellermarkt, (s. S. 93) ferner 6 Jahrmärkte. Der Landboten und Frachtfahrer ist schon S. 93 gedacht.

In neueren Zeiten hat der Verkehr der Stadt durch die Errichtung einer Post und die Anlegung einer Land- und Post-Straße nach Münsingen und Ehingen sehr an Lebhaftigkeit gewonnen. Im Allgemeinen herrscht übrigens nicht viel Wohlstand in der Stadt; einzelne Vermögliche ausgenommen, ist ein großer Theil der Einwohner in sehr mittelmäßigen und ein noch größerer in ganz geringen Vermögens-Umständen.

Bemerkenswerth ist noch, daß Urach auch mehrere ausgezeichnete Männer hervorgebracht hat. [1]

  1. Wir nennen davon:
    1) M. Joh. Brastberger, wahrscheinlich Sohn des angesehenen Bürgermeisters Ulrich Brastberger zu Urach; er wurde 1573 F. Würt. Rath, starb als Kanzler den 16. Nov. 1581 in einem Alter von 48 Jahren.
    2) M. Simon Studion. Er war von 1572 bis 1605 Präzeptor zu Marbach, und machte sich als Alterthumsforscher verdient, als welcher er auch den ersten Grund zu der in späterer Zeit freylich sehr vernachläßigten Sammlung römischer Alterthümer in Würtemberg legte.
    3) Nicol. Myler ab Ehrenbach, geb. den 16. März 1610, Sohn des Bürgermeisters Heinrich Müller zu Urach. Nachdem er zu Tübingen die Rechte studirt und mehrere Reisen gemacht hatte, wurde er Hofgerichts-Advokat zu Tübingen, 1643 Oberrath (Regierungsrath), 1659 geh. Regimentsrath, Direktor des Consistorium und Kirchenraths, 1675 Lebenpropst und Kanzler. Er wurde häufig zu Sendungen an den Kaiserlichen und andere Höfe gebraucht. Von K. Ferdinand III. in den Adelstand erhoben, mit dem Beynamen ab Ehrenbach, änderte er seinen Geschlechtsnamen Müller in Myler. Er hatte den Ruhm eines sehr gelehrten und scharfsinnigen Rechtsgelehrten, und seine Schriften, worunter 1663 Tractatus de jure Asylorum im Druck erschien, standen in großem Ansehen. Er starb den 10. April 1678 und verewigte sein Andenken durch verschiedene Stiftungen. S. u.
    4) Joh. Eberhard Georgii, geb. 1694, Sohn des damaligen Vogts zu Urach, J. Martin Georgii. Er studirte die Rechte, begleitete den Erb-Prinzen Friedrich Ludwig 1713 bis 1716 auf seinen Reisen, wurde von Herzog Karl Alexander als Kammer-Direktor angestellt, von ihm aber wegen seines patriotischen Widerstandes gegen den Juden Süß wieder entlassen, dagegen nach des Herzogs Tod 1738 geheimer Rath und 1755 Consistorial-Präsident. Im Jahr 1764 nahm er seine Entlassung, weil er an den Maßregeln des Grafen Montmartin keinen Theil haben wollte.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)