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Die Einwohner und ihr Nahrungsstand.

Die Anzahl der Einwohner ist oben schon bemerkt. Urach ist eine derjenigen Städte des Landes, die der Bevölkerung nicht sehr günstig sind. Schon im Jahr 1760 zählte die Stadt über 3000, von 1776 bis 1788 über 3200 Eiwohner; zu Anfang des Jahrs 1812 hatte sie nur noch 2693. In den ersten 10 Jahren dieses Jahrhunderts sind 21 Menschen mehr gestorben, als geboren wurden, in den 10 Jahren des oben berechneten Zeitraums hat sich zwar das Verhältnis etwas gebessert, doch sind in dem ganzen Zeitraum nur 45 Menschen mehr geboren, und das Verhältniß der Gestorbenen zu den Lebenden ist wie 1 : 25. Unter den Ursachen dieser ungünstigen Verhältnisse ist die große Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahr, sodann ohne Zweifel die große Anzahl von Webern und deren Beschäftigung in den halb unterirdischen Weber-Werkstätten (Tunken), mitunter vielleicht auch das Klima.

Die Einwohner von Urach sind sehr thätig und arbeitsam, mit ihrer Nahrung sind sie mehr auf Gewerbe, als auf Landwirthschaft hingewiesen. Die Markung enthält zwar einen Flächenraum von 8908 M., aber es sind darunter 6131 M. Wald, wovon an 3000 M. dem Staat gehören. S. die Tab. Das Bauland ist ganz auf den engen Thalgrund beschränkt, und es befinden sich darunter nicht mehr als 351 M. Ackerfeld, so daß die Körnerfrüchte größtentheils von der Alp zugeführt werden müssen. Bedeutend ist dagegen der Wiesenbau und die Obstzucht, und in der Viehzucht die Schafzucht. S. die Tab. III. u. S. 78. In älteren Zeiten wurde auch noch Wein gebaut und zwar an der Aichhalde. Noch im Jahr 1635 sagen die Uracher in einer Vorstellung an den Grafen Gallas: „weil sonderlich wir zu Urach gar ein schlechten Frucht- und den geringsten Weinbau haben;“ 1487 werden dem Spital zu Urach drey Viertel Weinberge in der Aichhalden, neben Martin Schumacher gelegen, verschrieben.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)