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Brücken gibt es sehr viele in dem Oberamte, ihre Zahl beläuft sich auf 92 und zwar 67 steinerne und 25 hölzerne, 141/2 davon werden vom Staate, die übrigen von den Gemeinden gebaut. Von besonderer Bedeutung ist keine darunter. Die meisten führen über die Erms, eine zu Mittelstatt über den Neckar. Eine zweyte Neckarbrücke befindet sich bey Pliezhausen, sie liegt aber schon außerhalb der Oberamts-Grenze. Weggeld, Brückengeld, Thor- und Pflastergeld wird in dem ganzen Oberamte nirgends mehr bezahlt. Seit 1822 bezieht die Amts-Körperschaft aus der Staatskasse eine jährliche Entschädigung von 170 fl. für das Weggeld, welches früher auf der Ulmer Straße eingeführt war. Der Wegezoll, welchen die Stadt Urach ehemals zu beziehen berechtigt war, hat schon längere Zeit aufgehört. S. Urach.

Floßanstalten. Diese haben zwar neuerlich aufgehört, es dürfte jedoch manchem unserer Leser von Werth seyn, hier noch eine geschichtliche Nachricht davon zu finden. Die Anstalten bestanden in der Scheiterholz-Flößerey und in den Holzrutschen. Der Zweck derselben war, Stuttgart und die Umgegend mit Brennholz aus den holzreichen Alpwaldungen zu versehen. Das Scheiterholz wurde zu dem Ende auf der Erms, in die es in der Nähe von Seeburg eingeworfen wurde, nach Neckar-Tenzlingen und von da auf dem Neckar in den Holzgarten zu Berg bey Cannstatt verflößt. Da es auf diesem Wege, wie die Langholzflöße von dem Schwarzwalde durch das vormals reichsstädtische Gebiet von Eßlingen gehen mußte, so gab die Einrichtung zu vielen Streitigkeiten Anlaß, bis dieselben endlich im Jahr 1740 durch einen Vertrag beseitigt wurden.

Um das Holz nicht von der Höhe der Alp herabführen zu müssen, war eine sogenannte Holzrutsche, ein eiserner, 900 Fuß langer Canal, anfänglich an den Thiergarten-Berg bey Urach, nachher an dem Föhrenberge, 1/2 Stunde unterhalb Seeburg, angelegt. An diesen Canal wurde das Holz oben angefahren und in denselben eingeworfen. Mit Blitzesschnelle und donnerndem Getöse, das man über eine Meile weit

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_095.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)