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ein alter Apfelbaum zu Hengen i. J. 1811 über 100 Sri. Äpfel getragen. Unter der Alp, besonders im Ermsthale, macht die Obstzucht einen wichtigen Nahrungszweig aus; man rechnet, daß in dem Ermsthale wenigstens 200.000 Obstbäume stehen, des Schadens ungeachtet, den der kalte Winter von 1788/89 angerichtet hat, und der bis jetzt noch nicht ganz ersetzt seyn soll. Man findet sowohl Kernobst als Steinobst in sehr mannigfaltigen Sorten. Es werden an 50 Sorten Äpfel und Birnen, darunter sehr viele feine Sorten, gezählt, und man will die Erfahrung gemacht haben, daß neuerlich nur zu viel feines Obst gepflanzt werde, und daß deßwegen der Ertrag zurückgegangen sey. Das Steinobst besteht hauptsächlich in Zwetschgen und Kirchen; in Gärten und Weinbergen werden aber auch Apricosen, Pfirsiche etc. gepflanzt. Bis Metzingen herab stehen auch viele Nußbäume. Das meiste Obst erzeugt Dettingen, das beste und feinste Pliezhausen. Zur Nachzucht wählt man Wildstämme und junge Bäume aus rauheren Gegenden - Gönninge, Einsiedel, Hohenheim etc. Viele werden auch in Weinbergen und Gärten, besonders zu Dettingen und Pliezhausen, selbst gezogen und veredelt. Besondere Baumschulen findet man nicht.

Die jungen Bäume wachsen schnell, da sie aber größtentheils auf gewässerten Wiesen stehen, die überdieß viel Gyps erhalten, so erreichen sie kein so hohes Alter, sie werden auch nicht so außerordentlich groß, wie im Pfullinger Thal. Der größte Theil des Obstes wird gemostet, ein Theil wird sogleich frisch verkauft, sehr vieles wird auch gedörrt und gebrannt. Der Ertrag der Obstzucht ist unter den übrigen Schätzungen begriffen.

Der Weinbau ist gleichfalls nicht unbedeutend, der Flächenraum der Weinberge beträgt zwar im Ganzen nur 1033 Morgen, wovon überdieß 203/8 M. zu andern Culturen verwendet sind, aber der Ertrag übersteigt den der doppelten Morgenzahl im Unterlande. Die Grenze des Weinbaus macht die Alptraufe. Im Ermsthal reicht er jedoch noch bis Dettingen hinauf. In früherer Zeit hatte auch Urach noch

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_068.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)