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8. Klima.

Klima und Temperatur-Verhältnisse des Oberamts sind sehr verschieden, wie es bey Gegenden von so verschiedener Höhe nicht anders seyn kann. Vom Neckar bis an den Fuß der Alp und in dem Ermsthale bis Urach gedeihen alle Haupt-Gewächse milderer Gegenden, und an den südlichen Abhängen der Alp findet noch ein sehr ergiebiger Weinbau, so wie in dem Thal die gesegnetste Obstzucht statt. Dagegen nähert sich das obere Ermsthal von Urach bis Seeburg schon dem Klima der Alp. Die klimatischen Verhältnisse der Alp sind früher schon geschildert worden; die diesseitigen Bezirke gehören zu den rauhesten des Gebirgs und zu denjenigen, die man vorzugsweise „die rauhe Alp“ nennt; Obstbäume sind viel seltener, als in vielen andern Alpbezirken. Zu den rauhesten Orten gehören diejenigen, die über 2000 Fuß hoch liegen, und unter diesen wieder vorzugsweise die Orte Donnstetten, Zainingen, Böhringen. Hier sind Frühreifen auch im hohen Sommer nichts Seltenes. „Zum Andenken im Heuet“ warf einmal zu Zainingen ein Mähder dem andern eine aus Reifen gebildete Schneeballe auf den Rücken. Die Ernte tritt auf der Alp in der Regel um 14 Tage bis 3 Wochen später ein, als unter derselben, die Dinkel-Ernte in der zweiten Hälfte des Augusts, die Haber-Ernte im September und noch später, und nicht selten geht sie unter dem Schnee verloren.

Die mittlere Temperatur der Alporte ist 3 bis 4 Grade geringer, als zu Stuttgart, aber merkwürdiger Weise erreicht die strenge Winterkälte selten den hohen Grad, wie hier und in andern mildern Gegenden; vermuthlich ist die Trockenheit der Luft Schuld daran. Auch in Urach wird diese Beobachtung gemacht. Die tiefste, seit 13 Jahren in Urach beobachtete Temperatur war 21° R. im Februar 1830, während sie in Stuttgart 24° war. Die mittlere Jahres-Temperatur ist nach den Beobachtungen des Herrn Professors Fink in Urach gegen 1 Grad niederer, als die von Stuttgart. Nach den von ebendemselben im Jahr 1830 regelmäßig angestellten

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_043.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)