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Die nördlich angebaute alte Sakristei hat ein Netzgewölbe, dessen noch bemalte Schlußsteine Agnus Dei und einen Engel zeigen, der einen Schild mit dem Georgenkreuz hält. Die beiden Glocken auf dem Thurme enthalten keine Jahreszahlen. Um die Kirche liegt der alte ummauerte Kirchhof, der vor etwa 60 Jahren aufgegeben, und dagegen ein neuer am nordöstlichen Ende des Dorfs angelegt wurde; er ist ebenfalls mit einer Mauer umfriedigt und ganz in seiner Nähe steht eine große schönwüchsige Linde.

Zunächst der Kirche liegt das zweistockige 1806/7 erbaute Pfarrhaus, das mit seinen Ökonomiegebäuden, dem ummauerten Hofraum und einem schönen Garten einen wohlgeschlossenen, angenehmen Pfarrsitz bildet. Die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Das Rathhaus, ursprünglich Schulhaus, und erst seit 1835 seinem gegenwärtigen Zwecke übergeben, enthält im ersten Stock die Wohnung des Schulmeisters und im zweiten die Gelasse für den Gemeinderath.

Das Schulhaus mit zwei Lehrzimmern und einem Zimmer für einen allenfallsigen Lehrgehilfen wurde 1835 neu erbaut.

Ein Armenhaus, ein Backhaus und ein Waschhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender und 11 Pumpbrunnen; etwa 1/2 Stunde südlich vom Ort entspringt im Walde der Seifenbrunnen, dessen Wasser besonders weich ist und für Kranke häufig geholt wird. Über die Markung fließt der Landgraben und am nördlichen Ende wird sie noch auf eine kurze Strecke vom Neckar berührt, über den ein hölzerner Steg geführt ist. Das Fischrecht im Neckar hat der Staat, der es mit einer großen Strecke des Flusses an die Fischerfamilie Mozer in Tübingen verpachtet hat.

Die Staatsstraße von Tübingen nach Rottenburg führt 1/8 Stunde nördlich am Ort vorüber, der mittelst einer Vicinalstraße mit derselben in Verbindung gesetzt ist; eine weitere Vicinalstraße ist nach Derendingen angelegt.

Die Entfernung von der nächstgelegenen Eisenbahnstation Kilchberg beträgt eine starke Viertelstunde.

Die Einwohner, ein gesunder kräftiger Menschenschlag, sind im allgemeinen sehr fleißig, friedliebend, sparsam und finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Obstzucht, Viehzucht und etwas Weinbau; ihre Vermögensumstände gehören zu den besseren und der vermöglichste Bürger besitzt 90 Morgen Feld und 15 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 16 Morgen Feld und 2 Morgen Wald und die ärmere Klasse 2 Morgen Feld und 1/2 Morgen Wald. Nicht eine

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 485. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_485.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)