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Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Obstbau, Viehzucht; dann sind ziemlich viele Gewerbetreibende, namentlich Weber (für Linnen und Baumwolle) und Zimmerleute hier, die auch nach außen, namentlich nach Reutlingen, arbeiten. Das Stricken von Feinhäubchen ward 1853 hier eingeführt und gibt vielen Kindern Beschäftigung und guten Verdienst.

Drei Schildwirthschaften und zwei Kramläden bestehen. Die hier befindlichen Israeliten treiben Aktivhandel mit Vieh und versorgen ferner die ganze Umgegend mit Hopfenstangen.

Die Gemeinde gehört zu den wohlhabenderen des Bezirks; der begütertste Bürger besitzt 40, der Mittelmann 15 Morgen Feld; die ärmsten besitzen nur 1/2–11/2 Morgen Allmanden; auf Tübinger Markung haben hiesige Bürger über 30 Morgen Wiesen. Nur eine Person bedarf der Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Die meist für den Feldbau benützte, beinahe ebene Markung ist ziemlich ausgedehnt und hat einen fruchtbaren, leichten, jedoch etwas naßkalten Lehmboden, der in einer Tiefe von 2–3′ von Letten unterlagert wird.

Der landwirthschaftliche Betrieb steht auf einer blühenden Stufe, wozu die Betheiligung vieler Gemeindeglieder an dem landwirthschaftlichen Bezirksverein und das Beispiel einzelner größerer Güterbesitzer vieles beiträgt. Zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln, Leimkuchen, Gips, Guano und Kompost in Anwendung. Der Flander- und der Suppinger Pflug sind eingeführt, auch befinden sich Repssämaschinen und Walzen im Ort. Neben den gewöhnlichen Cerealien baut man Kartoffeln, Futterkräuter, Erbsen, Ackerbohnen, Rüben, Wicken, Kraut, und von Handelsgewächsen Reps, Flachs und Hanf. Über den eigenen Bedarf können etwa 1000 Scheffel Dinkel, 400 Scheffel Gerste und viel Reps nach außen abgesetzt werden; auch Flachs und Hanf wird auf Märkten verkauft.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes, nahrhaftes Futter, das übrigens für den aufgestellten Viehstand weit nicht hinreicht, daher neben starkem Futterkräuterbau noch Futter von außen bezogen werden muß.

Die sehr bedeutende, immer noch im Zunehmen begriffene Obstzucht läßt in günstigen Jahren einen Verkauf von etwa 6000 Sri. Obst zu. Man pflanzt vorzugsweise Luiken, Fleiner, Reinetten, grüne Brat-, Knaus-, Wadel- und andere Birnen, auch einiges

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_481.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)