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und 409 fl. 28 kr. aus früherer Zeit begriffen, von welch letzteren die Zinse zur Austheilung von Brod an Arme verwendet werden.

Von Spuren aus grauer Vorzeit sind anzuführen: ein ehemaliger Römerweg führt unter den Benennungen „Heerweg, Heerstraße, Enweg“ von Gniebel her am südlichen Ende des Orts vorüber nach Häßlach und von da auf die Römerstraße (Hochsträß), welche von Böblingen her gegen Schlaitdorf zieht (s. hier. den Abschnitt „römische Alterthümer“). Südöstlich von Walddorf kommt an dem angeführten Heerweg die Flurbenennung „zu Dietenhardt“ vor, was auf einen abgegangenen Wohnort hindeutet.

Etwa 1/4 Stunde südöstlich vom Ort soll auf der Flur „auf dem Hof“ ein Hof oder ein Schloß gestanden sein; Bruchstücke von römischen Ziegeln etc., die man hier findet, bestätigen einen abgegangenen römischen Wohnplatz.

Am sog. Nonnenhäule liegt ein altgermanischer Grabhügel.

Auf der Kappel südlich von Walddorf stand eine Kapelle.

Besonders interessant ist die Entdeckung, welche man im Jahr 1866 hier machte; bei Abhebung eines Theils des ehemaligen Kirchhofs kam man zunächst (westlich) der Kirche auf 3 Todtenbäume ausgehöhlte Eichenstämme mit menschlichen Skeletten, die leider wieder eingegraben wurden.

Der Ort gehörte den Pfalzgrafen von Tübingen, unter denen Pfalzgraf Rudolf um 1200 seine Stiftung, das Kl. Bebenhausen, mit einem hiesigen Hofe beschenkte, worüber sein Enkel, Graf Rudolf von Tübingen, der Scheerer, im Jahr 1277 Bestätigung ertheilte. (Mone Zeitschrift 3, 327.)

Mit Tübingen ist er 1342 württembergisch geworden. Die Kirche kam 1291 an das Kl. Denkendorf (s. bei Schlaitdorf) und durch die Reformation an Württemberg. Häßlach, das jetzige Filial, war früher bloß zu 2/3 hier eingepfarrt. Vor Zeiten war – mehrere Jahre über – die Tübinger Amtssuperintendenz mit der hiesigen Pfarrei verbunden.


Wankheim
mit Bläsikelter,

Gemeinde III. Kl. mit 605 Einw., wor. 43 Israeliten mit Synagoge. – Ev. Pfarrei. 1 Stunde südöstl. von Tübingen gelegen.

Auf der Hochfläche zwischen dem Neckar- und dem Steinlachthale liegt auf sanft gegen Osten geneigtem Flachrücken der freundliche, ziemlich große Ort, welcher zu den schöneren des Oberamtsbezirks gerechnet werden darf, fast rings umgeben von Obstbaumgärten,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_478.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)