Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schul- und Rathhaus sind in einem 1840 erbauten, sehr ansehnlichen vierstockigen Gebäude vereinigt, das außer den Gelassen für den Gemeinderath zwei Lehrzimmer, die sehr freundliche Wohnung des Schulmeisters, sowie im unteren Stock Räume für das Gemeindebackhaus und die Gemeindedörre enthält. An der Schule ist ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe angestellt.

Vortreffliches Trinkwasser liefern im Überfluß ein laufender und acht Pumpbrunnen, ersterer wird in hölzernen Deucheln hergeleitet; auch außerhalb des Ortes ist die Markung quellenreich und es lassen sich mit Leichtigkeit Brunnen graben.

An östlichem Ende des Ortes besteht eine große Wette.

Vicinalstraßen führen von hier nach Oferdingen, Metzingen, Reutlingen, Altenburg und Sickenhausen. Die Entfernung von der nächsten Eisenbahnstation Betzingen beträgt 1 Stunde, die nach Reutlingen 11/8 Stunde.

Steinerne Brücken befinden sich auf der Metzinger, Reutlinger und Sickenhauser Straße; ihre Unterhaltung hat die Gemeinde. Die Einwohner, fleißige, sparsame und geordnete Leute, sind ein kräftiger, gesunder Menschenschlag und erreichen nicht selten ein hohes Alter; gegenwärtig leben sechs über 80 Jahre alte Personen im Ort, von denen die älteste 891/2 Jahre zählt. Die alte kleidsame Volkstracht weicht leider nach und nach auch hier der städtischen.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Obstbau und Viehzucht; die auf der Markung befindlichen Liaskalksteinbrüche, welche Straßenmaterial liefern, sind von wenig Bedeutung; dagegen bietet die nahe Stadt Reutlingen viele Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst.

Unter den Gewerben sind Maurer und Schreiner am stärksten vertreten und arbeiten auch nach außen; ferner befinden sich zwei Blasbalgmacher hier, die beträchtliche Geschäfte machen; zwei Schildwirthschaften und drei Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse der meisten Einwohner sind gut; der begütertste Bürger besitzt 32, der Mittelmann 15 und der unbemittelste 1 Morgen neben dem Genuß von Allmandtheilen. Gemeindeunterstützung genießt gegenwärtig Niemand im Orte.

Das Klima ist mild und gestattet auch den Anbau feinerer Gewächse; Hagelschlag kam seit 40 Jahren nicht mehr vor.

Die nicht große, größtentheils ebene Markung hat einen fruchtbaren Boden, der zu 2/3 aus einem leichten Lehm, zu 1/3 aus einem etwas schwerem Thon besteht und dessen Ertrag durch kräftige Düngung (Stalldünger, Jauche, Gips, Kompost, Asche) gesteigert wird.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_458.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)