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Besitzungen hatten vordem die Rempen von Pfullingen und mehrere Bürger von Reutlingen; die Stadt Reutlingen selbst hatte zwei Gülthöfe, auch die dortige Geistlichkeit war allhier begütert.

Der – jetzt königliche Kirchensatz – wechselte bis in neuere Zeit zwischen den Spitalern Nürtingen und Urach.


Rommelsbach,

Gemeinde III. Klasse mit 675 Einwohnern, worunter 3 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Tübingen eingepfarrt. 3 St. östl. von Tübingen gelegen.

Der sehr freundliche, nicht große Ort liegt auf der südlich vom Neckarthal sich erhebenden Hochfläche und zwar an dem warmen und vor Winden geschützten Südabhange eines flachen, westlich ziehenden Seitenthälchens des Wiesenbachthales. Vom Dorfe selbst, wie auch von der nördlich gelegenen Höhe aus, z. B. auf der Oferdinger Straße, hat man eine herrliche Aussicht an die ganze Alb. Die stattlichen, oft malerischen, von Reben umrankten Bauernhäuser stehen ziemlich zerstreut an den reinlichen gekandelten Straßen und werden wohlthuend unterbrochen von schönen Blumengärtchen und hohen schattigen Obstbaumgruppen, die von den rings den Ort umgebenden Obstbaumwiesen bis an die Straßen herantreten. Auch sind die meisten Häuser mit reichen Blumenbrettern freundlich verziert.

Die geräumige, in neuem Rundbogenstil gehaltene Kirche steht mitten im Dorf auf hoher Terrasse, ward im Jahre 1827 ganz aus Stein nach dem Entwurfe des Oberbauraths Groß auf Gemeindekosten erbaut und bildet einen weiten rechteckigen Raum mit östlich eingebautem Thurme. Im flachgedeckten Innern laufen rings an den Wänden Emporen hin und das Gebäude macht außen und innen weniger den Eindruck einer Kirche, als den eines freundlichen Betsaales; außer einer schönen Orgel und den Bildern Luthers und Melanchthons enthält es nichts bemerkenswertes. Der Thurm ist gegen oben von Holz und mit plattem vierseitigem Zeltdache bedeckt; von seinen zwei Glocken hat die größere die Umschrift: goß mich Christian Ginther 1739 zu Königsbronn, die kleinere: benedictum sit nomen Domini. vivos voco, mortuos plango. Georg Christian Schmelz goß mich in Biberach, sodann folgt das Relief des h. Georg und die weitere Aufschrift: Zum Andenken der Stifterin von der Glocke Anna Barbara Raiser 1817. Die Baulast ruht auf der Gemeinde.

Der neue, 1830 östlich am Ort angelegte Begräbnißplatz hat eine schöne Lage, bedarf aber der Trockenlegung.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_457.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)