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Kriege nach der Nördlinger Schlacht von 1634 abgegangene Ort „Steinbös“ (alt Steingeboisse, Steingeböze, Steingebösse, Steinböze), von dem immer noch Gebäudeschutt zu Tage kommt und dortige Güter noch die Namen Steinbösäcker und Steinbösländer führen. Im Jahr 1650 traf Joh. Valentin Andreä nur noch wenige Hütten allhier (Vita ab ipso conscripta 258). Zinse in St. kommen im Anfang des 14. Jahrhunderts von den Herren von Lustnau an das Kl. Bebenhausen, welche demselben bereits 1298 solche versetzt hatten. (Mone Zeitschr. 15, 101. 221. 447. 14, 453.)


Pliezhausen,

Gemeinde II. Klasse mit 1259 Einwohnern, worunter 5 Kath. und 9 eig. Konf. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Tübingen eingepfarrt. 31/8 Stunden nordöstlich von Tübingen gelegen.

Der große, in die Länge gezogene Ort hat eine geschützte und sehr freundliche Lage in einer Mulde oberhalb des linken Neckarthalabhanges. Schöne Obstbaumwiesen umschließen ihn rings und hübsche Gärtchen liegen überall zwischen seinen großenteils stattlichen Häusern, die ziemlich zerstreut an den reinlichen, gekandelten, wie der Ort selbst, bergan führenden Straßen stehen. Von jeder höheren Stelle aus hat man eine prachtvolle Aussicht über das Neckarthal und an die ganze Albkette vom Hohenstaufen bis zum Plettenberge. Die Kirche, einst eine Wallfahrtskirche, liegt hoch und schön am östlichen Saume des Dorfes auf dem noch ummauerten früheren Friedhofe, ist ganz in spätgothischen Formen erbaut und bildet ein Rechteck mit westlich angebautem Thurme; über dessen Portale steht 1523.

An der Westseite des Schiffes, nördlich vom Thurme, ist das römische Steinbild eines Merkur in halberhabener Arbeit eingemauert, auf der anderen Seite ein romanischer Fratzenkopf. An der Südseite der Kirche befindet sich ein schönes spätgothisches Portal; das hier unterbrochene Gesimse endigt in Thierköpfe; über der an derselben Seite angebauten Sakristei sind zwei gothische Schlußsteine, Jakob und Maria darstellend, eingemauert. Die Kirche wurde 1778 erweitert. Das Innere hat eine flache Decke, gegen Osten erhielten sich noch die vier Gurtträger des früheren Chorgewölbes, die Brustbilder der vier Kirchenväter darstellend. Die Orgel steht auf der östlichen Empore; der Taufstein ist alt, hohl und achteckig. Der sehr alte dreistockige Thurm hat in seinem unteren Geschoß 61/2′ dicke Mauern und wird von einem ziemlich hohen vierseitigen Zeltdache bekrönt.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_452.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)