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Wohngebäude und gründete hier im Jahr 1841 unter dem Namen Sophienpflege eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, in der gegenwärtig 15–16 Kinder Aufnahme finden. An der Anstalt steht ein Lehrer, zugleich Verwalter, ein Aufseher und eine Aufseherin. Früher war hier der Sitz des Vogts nachher Oberamtmanns des Klosteramts Bebenhausen.

Von Alterthümern sind zu nennen ein Grabhügel im Staatswald Kirnberg; auch lag auf der Markung der längst abgegangene Ort Stiffurt, bereits 1229 unter den Besitzungen des Klosters Bebenhausen genannt.

Lustnau (d. i. zer lusten Ouwe, zur lustigen Au) gehörte ursprünglich den Grafen (Pfalzgrafen) von Tübingen, aus deren Reihe z. B. Rudolf 1256 das Kl. Marchthal mit hiesigem Weingarten, Eberhard 1292 das Kl. Bebenhausen mit dem Fischwasser im Neckar von der Katzensteige an bis zu der Kalchgrube beschenkten und Heinrich genannt Wilhelm und Gottfried 1339 ebendahin ihre Hintersassen in L., Steinbös (s. Pfrondorf) etc. verkauften.

Während der blutigen Feindschaft zwischen Tübingen und Hohenberg wurde L. am 24. März 1292 von den Hohenberger Grafen Albert und seinem Oheim Burkhard mit Brand und Plünderung schwer heimgesucht.

Angesessen und begütert allhier und in der Umgegend (z. B. in Pfrondorf) waren die Herren von L., ein pfalzgräflich tübingisches Dienstmannengeschlecht, welches auch von den Grafen von Hohenberg (Schmid, Gr. v. Hohenberg 526) und von den Herren von Stöffeln Lehen trug. Sie führten als Wappen einen silbernen Hirschkopf mit Geweih im blauen Felde und waren verwandt mit den Herren von Wildenau (bei Rübgarten), deren Wappen gleichfalls einen Hirschkopf darstellt. (Der Hirschkopf ist noch jetzt das Ortssiegel von L.).

Der erste bekannte Herr von L. ist Udalricus de Lustnow, um 1100 Zeuge bei einer Schenkung an das Kl. Hirschau, folgen dann Kraft von L., im 12. Jahrhundert Wohlthäter des genannten Klosters (Cod. Hirs. 31b. 68a), Walther 1191 und Eberhard 1236, die beiden letzteren in Bebenhauser Urkunden genannt, in welchen dieses Geschlecht am häufigsten vorkommt. Meist öfter wiederkehrende Namen aus dem Schlusse des 13. Jahrhunderts bis zum Erlöschen des Geschlechts am Ende des 15. Jahrhunderts sind Walther, Konrad, Johannes, Burkhard, Ludwig (ein solcher war Schultheiß in Tübingen 1296 ff.), Dietrich, Friedrich, Hans, Ostertag und Wilhelm; Beinamen, wie Specht und Elsenbaum mahnen an den

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_431.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)