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 Anno Christi
 1615
Ward Dise Mühl gebawt
Galt das Simr: Kernen
Von 21 bis 22 batz.

Ein Gemeindebackhaus ward 1863–64 angelegt und wird stark benützt.

Eine Kelter mit einem Baume besteht.

Sehr gutes Trinkwasser liefern jetzt hinreichend vier laufende und zehn Pumpbrunnen; drei der laufenden werden in neuester Zeit durch den 1/8 Stunde östlich vom Dorf entspringenden, in eisernen Deucheln hergeleiteten Weiherbrunnen gespeist, der in 24 Stunden 300 Eimer Wasser liefert und erst in neuerer Zeit angelegt wurde. Überdieß fließen über die Markung der Bobbeleslochbach, die Ramslach, der Kirnbach, der Goldersbach, die Ammer und der Neckar; sie treten zuweilen aus, doch schadet nur der Neckar und hauptsächlich dadurch, weil man wegen seines Austretens genöthigt ist, die Thalebene, die sich für den Ackerbau vortrefflich eignen würde, als Wiesen zu benützen. In der Nähe des Rathhauses bestand früher ein sog. Hungerbrunnen, der aber seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts nicht mehr geflossen ist.

Die Blaulach liegt größtentheils auf der Markung; sie mißt an der tiefsten Stelle 14′ und ist ein Überrest des alten Neckars, der 1660 und 1778–80 regulirt wurde.

Die alte 1740 und die neue 1842 erbaute Staatsstraße von Tübingen nach Dettenhausen und weiterhin nach Stuttgart geht hier durch; ferner führt eine Vicinalstraße nach Kirchentellinsfurth.

Über den Neckar geht eine hölzerne Brücke, über den Goldersbach gehen 2 steinerne, darunter die beim Adler, und 2 hölzerne Stege; ferner führen 2 steinerne Brücken über den sog. Landgraben. Mit Ausnahme der Brücke beim Adler und der Stege ruht die Unterhaltung derselben auf dem Staate.

Die Einwohner, ein gesunder und ziemlich kräftiger Schlag, sind geordnet, fleißig, sparsam und meist von kirchlichem Sinne; sie erreichen nicht selten ein hohes Alter; sechs Ortsangehörige sind gegenwärtig 80 Jahre und darüber alt, einer zählt sogar 93 Jahre. Wegen der nahen Blaulach kommen Fieber häufig vor. Die Tracht der meisten Einwohner ist städtisch.

Ein ausgezeichneter Lustnauer ist Stephan Christoph Harpprecht, Sohn des Vogtes, geb. am 12. Jun. 1676, Professor der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_427.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)