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An der östlichen Seite des Dorfes stand in den sog. Käpelesgärten eine Kapelle, von der man zuweilen noch Ziegel etc. findet. Südlich vom Ort kommen die Flurnamen „obere und untere Bürge“ vor, die auf eine abgegangene Befestigung hindeuten, von der übrigens keine Spuren aufzufinden sind, dagegen soll es dort spuken, was in der Regel an Stellen behauptet wird, auf denen früher Gebäude etc. standen.

Der Name K. ist zusammengesetzt aus den Namen zweier zusammengeschmolzener Orte, Kirchheim und Tellinsfurth (Kilchain, Taelisfurt. 1275. Freiburger Diöcesanarchiv 1, 78, s. auch unten die Urk. von 1296; Tällisfurt, Kirchan. 1395. Schmid. Mon. Hoh. 777; noch 1483 Aug. 11, als bereits auch der jetzige Name üblich war, kommt Kirchheim allein vor).

Kirchheim tritt am 1. Nov. 1007 erstmals in die Geschichte ein, als K. Heinrich II. an das von ihm gegründete Bisthum Bamberg stiftete locum (proprietatis suae) Kirihheim dictum in pago Sulichgowe et in comitatu Hessini situm cum omnibus pertinentiis (Wirt. Urk.-Buch 1, 246), worunter aber jedenfalls nicht der ganze Ort verstanden ist. Über solch Bambergischen Besitz hat sich aus späterer Zeit nichts Urkundliches mehr erhalten. Da aber die Hohenberger Grafen wenigstens weiter oben am Neckar vom Hochstift Bamberg Lehen trugen, so mögen die hiesigen gräflich hohenbergischen (seit 1381 österreichischen) Besitzungen von der obigen Vergabung abzuleiten sein.

Ein hiesiger Hauptbesitz war in Händen der Pfalzgrafen von Tübingen. Ulricus de Chirchaim ist am 8. Mai 1233 Zeuge des Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen (Wirt. Urk.-Buch 3, 328). In Zeiten der Minderjährigkeit der Grafen Eberhard und Rudolf von Tübingen, im Jahr 1283, behaupteten die hiesigen Bauern von gewissen Gütern eben diesen Grafen steuerpflichtig zu sein, im Widerstreit mit den Ansprüchen des Klosters Bebenhausen (Schmid Mon. Hohenb. 68). Volljährig geworden, verkauften diese Grafen im Jahr 1296 unter anderem „Kyrchain das Dorf bi dem Necker und Kunrades des Ritters von Wildenowe (ihres) Dienstmannes Mülstat ze Tällinsfurt“ an Albrecht Bächt, Bürgermeister zu Reutlingen (Schmid Pfalzgr. Urk. 57).

Als hohenbergische Lehen werden aufgeführt: 1358 drei Höfe mit 17, 13 und 18 Jauchert Ackers; 1366 ein Hof mit 15 Jauchert Ackers und 13 Mannsmahd Wiesen; später (unter Österreich) 1395 12 Morgen Wiesen (zwischen K. und Wildenau) und ein Fischwasser

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_414.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)