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Schweinezucht (halbenglische Race) wird ziemlich stark getrieben und sowohl viele Ferkel als auch gemästete Schweine finden theils auf den Märkten in Tübingen, theils an Metzger Absatz.

Von Geflügel zieht man hauptsächlich Gänse, die theilweise nach außen verkauft werden.

Die Bienenzucht ist mittelmäßig und erlaubt einigen Verkauf an Honig und Wachs.

Die Fischerei im Neckar ist Privateigenthum und nicht von Belang; es kommen Aale, Hechte, Barben, Weißfische, Schuppfische und Rothaugen vor, die theils im Ort, theils nach Reutlingen und Tübingen abgesetzt werden.

Stiftungen von früher im Ort ansässigen Adeligen und von Ortseinwohnern sind 2175 fl. vorhanden; die Zinse werden zu gewissen Zeiten theils in Geld, theils in Brod an Ortsarme ausgetheilt. Ferner besteht die sog. Walkerstiftung, welche im Jahr 1386 von einem Walker in Reutlingen gemacht wurde. Bei der im Jahr 1699 zwischen Reutlingen und den hiesigen Walkern vorgenommenen Theilung betrug der Antheil der letzteren 1000 fl., die nunmehr bis zu 5000 fl. angewachsen sind, aus deren Zinsen bedürftige Ortsangehörige, welche den Namen Walker führen, in Krankheits- und andern Fällen unterstützt, auch Kindern die Schulgelder, Beiträge zu Schulbüchern, Lehrgelder etc. gegeben werden.

Eine von Kusterdingen unter dem Namen „Heerstraße“ herkommende Römerstraße führte bei der Mühle über die Echaz und weiter über Kirchentellinsfurth nach Altenburg. Ganz in der Nähe dieses Übergangs wurde von dem Müller Christian Weber vor 30 Jahren das römische Standbild einer Victoria im Bett der Echaz aufgefunden. Die Römer hatten also hier eine Furth über die Echaz, an deren Stelle nach einer Urkunde von 1296 früher der Weiler Thällinsfurth stand; sie lautet: Kirchheim daz Dorf bi dem Nekker und die Mulstatt zu Tällinsfurth betreffend den Hellerzins aus der an dem Echazfluß stehenden Mahlmühle, allwo vorhin das Weiler Thälinsfurth stand. Kirchheim lag auf der Anhöhe bei der Kirche, Thälinsfurth an dem alten Flußübergang im Echazthale, hieraus wird sich der Ortsname Kirchentellinsfurth wohl am sichersten erklären lassen.

Gegenüber von Kirchentellinsfurth, jenseits des Neckars, kommt die Flurbenennung „auf den Römern“ vor; hier fand man schon Gemäuer und Überreste von einer gepflasterten Straße, die dem Thale entlang auf der linken Seite des Neckars geführt haben und römischen Ursprungs sein soll.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_413.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)