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Der ummauerte Begräbnißplatz befindet sich schon seit 1559 südlich am Orte.

Das stattliche westlich von der Kirche stehende Pfarrhaus mit großem Garten ist in gutem Zustand und wird vom Staat unterhalten.

In dem alten, aber gilt erhaltenen, südlich an der Kirche stehenden Schulhause, das noch einige Mauern des früheren Nonnenklosters enthalten mag, befindet sich ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Auch das 1832 erbaute Rathhaus ist in gutem Zustande und enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath das öffentliche Wasch- und Backhaus.

Ein Armenhaus besteht.

Nördlich von der Kirche, am Ende des Dorfes in einem weit gegen Norden sich erstreckenden parkartigen Garten liegt das alte und nördlich davon das neue Schloß; beide gehören der gutsherrlichen Familie von Tessin.

Das alte Schloß ist von einer hohen und starken, gegen den Garten hin noch mit Zwinger und Graben versehenen Mauer im Viereck umschlossen; an drei Ecken stehen runde Thürme; der gegen Südwesten ist der bedeutendste und stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, seine zwei Geschosse werden durch eine Wendeltreppe, welche in einem runden Ausbau hinaufführt, verbunden, sein oberes Zimmer hat eine schöne Holzdecke mit tiefen Kassetten. An der Südseite läuft eine zweite Mauer hin und zieht die weitläufigen, zum Theil alten Ökonomiegebäude noch in den Bereich des Schlosses; an ihr baut sich ein malerisches Erkerthürmchen heraus. Das Schloß, vom Dorf und vom Garten aus zugänglich, ist ein schmuckes dreistockiges steinernes Gebäude, das mit theilweiser Benützung des früheren Schlosses 1721 errichtet ward; über dem zum Schlosse führenden Portale steht: Dieses Haus ist von einem tapfern Kriegsmann aus dem uralten Adlichen Stamm deren von Ehingen vor vielen 100 Jahren erbaut und Anno 1721 von einem andern Kriegsmann aus dem auch alten adlichen Stamm derer Leutrum v. Ertingen Namens Karl Magnus erkauft und renovirt worden; über dem eigentlichen Eingange steht renovirt 1723. Mit diesem Gebäude durch einen Gang verbunden, steht im Osten der sehr alte Hochmantel, ein hoher breiter Thurm von der Grundform eines länglichen Vierecks. Unter dem Thurme befindet sich das Burgverließ; an seine Ostseite stößt das sogenannte neue Schloß, ein schlichtes steinernes Gebäude, das laut Inschrift über der Thüre von einem Leutrum Ertingen 1763 erbaut

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_401.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)