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von spätgothisch gefüllten oder modernen Fenstern durchbrochen. Durch die westliche Giebelwand führt ein spätgothischer spitzbogiger Eingang, im Scheitel das Ehingen’sche Wappen, und durch die nördliche Giebelwand ein gradgestürzter mit der Jahreszahl 1756. Der südliche Kreuzarm wird gebildet durch das untere Geschoß des Thurmes, der sich in drei steinernen übereinander zurückspringenden Stockwerken erhebt und mit vierseitigem Zeltdache bekrönt ist; sein drittes Geschoß hat spätgothisch gefüllte Spitzbogenfenster. Das bis auf Chor und Thurm flachgedeckte Innere ist sehr sehenswerth; der rechteckige Chor oder der östliche Kreuzarm wird von einem großen Rippenkreuzgewölbe überspannt, dessen Schlußstein eine Rosette ziert. Das untere Geschoß des Thurmes ist als Grabkapelle behandelt und gewährt einen überraschenden Anblick; ein breiter tiefer Rundbogen trennt sie vom Schiffe, ihr schönes Rippenkreuzgewölbe ruht auf den vier großen trefflich gearbeiteten Brustbildern der vier Kirchenväter, und rings an den Wänden stehen die prächtigen steinernen Grabmäler der Edlen von Ehingen, durch das große Maßwerkfenster der südlichen Wand kräftig beleuchtet. Diese Denkmäler sind sämtlich in frühem Renaissancestil gehalten; das älteste steht an der Südwand und stellt Dorotea vor, die Tochter des berühmten Georg von Ehingen, Gemalin Wolfgangs von Ahelfingen (gest. 1527); sie ist in Nonnentracht, mit dem Rosenkranz in den gefalteten Händen; zu ihrem Haupte halten zwei Engelchen die Inschrifttafel. An der Ostseite steht Johann von Ehingen, ein herrlicher Ritter mit mächtigem Schnurrbart; über sich hat er eine große Inschrifttafel, er war Deutschordens-Kommenthur zu Blomathal und starb 1562; weiterhin sieht man das große prachtvoll umrahmte Grabmal Burckhardts von Ehingen, gest. 1596; unten am Denkmal rechts befindet sich ein kleines zartes Marmorrelief, die Himmelfahrt Christi; an der Wand gegenüber erheben sich die Grabmäler des Jerg von Ehingen, gest. 1561 und des Jacob von Ehingen, gest. 1576. Die noch wohlerhaltenen Standbilder sind sämtlich in der Tracht ihrer Zeit in voller Rüstung, betend, mit unbedecktem Haupt und stehen auf steinernen Löwen. Die Denkmäler aus den 60 und 70er Jahren stammen ohne Zweifel von der Hand des schon bei Tübingen (S. 224) genannten Leonhard Baumhawer, desselben, der das im Nebenthurm der Stiftskirche in Stuttgart stehende Grabmal eines Hans Herter von Hertneck, † 1562, verfertigte. – Am Gewölbe der Thurmkapelle schimmert alte Bemalung durch die Tünche, auf dem Schlußstein ist das Ehingen’sche Wappen ausgehauen; der in die Kapelle führende Rundbogen spricht dafür, daß das Untergeschoß

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_399.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)