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die neue Sakristei ist nördlich an den Chor gebaut. Der malerische, hölzerne Thurm sitzt auf dem Chordache, geht vom Viereck in das Achteck über und endigt mit vierseitigem Zeltdache. Von seinen drei Glocken ist die größte prachtvoll gearbeitet, mit einem aus Fischchen und Lilien und einem aus Muscheln und Fruchtschnüren gebildeten Bande umlegt und hat die Aufschrift: Soli Deo gloria Johannes Rosier; sodann dessen Wappen, mit 3 Engelchen verziert, und das Relief Christi am Kreuz; die zweite Glocke ward gegossen in Reutlingen von Kurtz 1864, die dritte ist ganz klein und alt. Die Baulast der Kirche ruht auf der Stiftung.

Der Begräbnißplatz ist seit 1822 außerhalb des Orts angelegt.

Das Rathhaus, welches zugleich das Gemeindebackhaus in sich begreift, wurde 1835 erbaut; das Schulhaus 1832 neu hergestellt, es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Ein Armenhaus besteht.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich 4 laufende Brunnen, die Markung ist überhaupt sehr quellenreich; ferner fließt der Ehrenbach hindurch. Im Orte sind 2 Wetten.

Vicinalstraßen gehen nach Mähringen, Ohmenhausen und Dußlingen. Über den Ehrenbach führen außerhalb des Orts ein kleine steinerne Brücke und ein hölzerner Steg, deren Unterhaltung der Gemeinde obliegt.

Die Einwohner, ein gesunder kräftiger Schlag ohne Gebrechen, haben angenehme Gesichtszüge, vorherrschend blonde Haare und blaue Augen, namentlich trifft man viele schöne Kinder; die meisten erreichen ein hohes Alter; gegenwärtig sind 3 Personen, die das 80. Jahr überschritten haben, im Ort.

Der Charakter der Einwohner ist lobenswerth; es zeigt sich viel Fleiß, Regsamkeit, Ordnungsliebe und religiöser Sinn. Die so kleidsame Volkstracht ist leider im Abgehen.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; dann bieten die auf der Markung befindlichen Liaskalksteinbrüche, die gute Pflastersteine liefern, Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst. Unter den Gewerben ist die Linnenspinnerei zu nennen, die sehr bedeutend betrieben wird und stark nach außen absetzt. Im Ort besteht ein Kramladen. Die Vermögensverhältnisse sind im allgemeinen gut; der begütertste Bürger hat 40, der Mittelmann 12 Morgen Grundeigenthum; die ärmeren Einwohner besitzen außer ihren Allmandtheilen wenig. Auf fremder Markung haben sie etwa 10 Morgen. Die ziemlich große Ortsmarkung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_396.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)