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dem Westgiebel sitzt ein hölzerner Dachreiter mit 2 Glocken, von Kurtz in Reutlingen 1835 umgegossen. Die Baulast der Kirche ist getheilt zwischen der Stiftungspflege und der Gemeinde.

Die Wohnung des Pfarrers, die Schule und die Gelasse für den Gemeinderath sind in einem unansehnlichen, an die Nordwestecke der Kirche stoßenden Gebäude vereinigt; der Schulmeister, welcher gegenwärtig in einem Privathause wohnt, wird nach Erbauung eines Pfarrhauses die gegenwärtige Wohnung des Ortsgeistlichen beziehen.

Ein Armenhaus besteht.

Gutes Trinkwasser liefern unterhalb (südlich) des Ortes zwei nie versiegende laufende Brunnen; im Orte selbst geben 5 Pump- und 11 Schöpfbrunnen mittelgutes Wasser. Auf der Markung befinden sich ferner drei laufende gute Feldbrunnen, worunter der Hohenstrutbronn und der Säubronnen, überdieß fließen der Hochgrabenbach und einige kleine Bäche durch die Markung. Eine Wette ist im Ort.

Die Vicinalstraße von Pliezhausen nach Walddorf geht hier durch.

Über den Hochgraben führt eine steinerne Brücke und ein steinerner Steg; ferner führen über die kleineren Bäche ein steinerner und zwei hölzerne Stege; die Unterhaltung hat die Gemeinde.

Neben den Haupterwerbsquellen, Feldbau und Viehzucht, sichert der Hanf- und Flachsbau, verbunden mit der Leineweberei, namhaften Verdienst; die sonstigen Gewerbe dienen, mit Ausnahme der Knopfformenfabrikation, nur den örtlichen Bedürfnissen; zwei Schildwirthschaften und ein Kramladen bestehen. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den minder günstigen; der begütertste Bürger besitzt 20, der Mittelmann 8 und der ärmere 1/41/2 Morgen Grundeigenthum.

Die kleine Markung bildet ein flachwelliges, beinahe ebenes Land und hat einen mittelfruchtbaren, etwas naßkalten Lehmboden, dessen Unterlage der Liaskalk bildet.

Wegen der freien Lage ist die Luft gesund und des Nachts auch den Sommer über meist kühl; Frühlingsfröste kommen ziemlich häufig vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird im allgemeinen gut, jedoch wegen Mangel an größerem Grundbesitz nur im Kleinen getrieben; die Hohenheimer und Suppinger Pflüge sind allgemein und zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Kompost, Gips und Asche in Anwendung. Zum Anbau kommen Dinkel, Haber, Gerste, Futterkräuter, namentlich dreiblättriger Klee, Kartoffeln, viel Flachs und Hanf. Von den Getreideerzeugnissen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_375.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)