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gedeihen, mit Ausnahme des Welschkorns, alle gewöhnlichen Feldfrüchte und auch feinere Gewächse.

Die Landwirthschaft hat sich bei dem lohnenden Boden, dem Fleiß und der Umsicht der Einwohner auf eine blühende Stufe gehoben und landwirthschaftliche Neuerungen, wie der Suppinger Pflug, die Walze, Dreschmaschine und Repssämaschine, haben Eingang gefunden. Neben dem gewöhnlichen Düngungsmittel und der sorgfältig gesammelten Jauche kommt auch Gips und Asche in Anwendung.

Dinkel, Haber, Gerste, Futterkräuter, Kartoffeln, Erbsen, Rüben, ziemlich viel Reps und viel Flachs kommen vorzugsweise zum Anbau; letzterer wird nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch zum Verkauf gebaut. Dinkel und Haber wird in namhafter Menge in Tübingen und Reutlingen abgesetzt.

Der Wiesenbau ist nicht sehr ausgedehnt, aber das Futtererzeugniß meist gut. Keine Wässerung.

Seit etwa 150 Jahren hat der Weinbau aufgehört, dagegen wird der stets im Zunehmen begriffene Obstbau großartig betrieben und von einem besonders aufgestellten Baumwart überwacht. Man pflegt hauptsächlich Mostsorten, wie Fleiner, Luiken, Knausbirnen etc.; von Steinobst Zwetschgen und etwas Kirschen. Über den eigenen namhaften Bedarf kann in günstigen Jahren noch viel Obst nach außen abgesetzt werden. Die Jungstämme werden theils aus den Gemeinde-Baumschulen, theils von Pfullingen und Hohenheim bezogen. Die Gemeinde besitzt 361 Morgen Waldungen, von denen 125 Morgen mit Nadelholz bestockt sind. Von dem jährlichen Ertrag erhält jeder Bürger 12–13 Stück Wellen und von dem Erlös des Schälholzes 1 fl. 30 kr.; überdieß fließen in die Gemeindekasse noch 400 bis 600 fl.

An eigentlichen Weiden sind 278 Morgen vorhanden; sie werden nebst der Brach- und Stoppelweide um 1100 fl. verpachtet und nebenbei trägt die Pferchnutzung etwa 1000 fl. der Gemeinde ein.

Von den 324 Morgen Allmanden werden jedem Bürger 3/4 Morgen unentgeltlich zur Benützung überlassen.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde nicht bedeutend, dagegen die Pferdehaltung namhaft. Die Stuten kommen zur Bedeckung auf die Beschälplatte nach Tübingen. Die Rindviehzucht hatte sich früher sehr gehoben, ist aber in neuerer Zeit in Folge des Futtermangels etwas zurückgekommen. Man hält hauptsächlich einen tüchtigen Neckarschlag, der durch 4 Simmenthaler Farren veredelt und nachgezüchtet wird. Mit Mastvieh treibt man Handel nach Frankreich.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_371.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)