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von Blumengärtchen und Hofräumen unterbrochen, an den reinlichen gekandelten Straßen. Inmitten steht im ummauerten Friedhofe die kleine Kirche; sie ward 1801 mit Benützung einer alten Kapelle in einfachem Stile erbaut, hat eine rechteckige Grundform und flachbogige Fenster. An ihrer Südseite erhielt sich eine spitzbogige Pforte und darüber die Jahreszahl 1541; das Innere ist flachgedeckt; auf dem Westgiebel sitzt ein hölzerner Dachreiter mit zwei unzugänglichen Glocken.

Der Begräbnißplatz wurde mit der Vergrößerung der Kirche 1801 angelegt; früher begrub man die Todten nach Pliezhausen.

Das mit dem Schulhaus vereinigte Rathhaus wurde 1831 erbaut und enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath ein Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Mittelgutes aber hinreichendes Trinkwasser liefern ein durch hölzerne Deuchel hergeleiteter laufender Brunnen, der nie versiegt, und ein Pumpbrunnen; überdieß fließt durch die quellenreiche Markung der Merzenbach, über den zwei von der Gemeinde zu unterhaltende Stege gehen.

Die nicht besonders kräftigen Einwohner sind fleißig, sparsam, religiös und ernähren sich meist mühsam durch Ackerbau und Obstzucht.

Von den Gewerben setzt nur die Linnenweberei von ihren Erzeugnissen nach außen ab; eine Schildwirthschaft besteht.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den minder günstigen; der begütertste Bürger besitzt 18, der Mittelmann 10 Morgen und die ärmere Klasse, der über die Hälfte der Ortsbürger angehört, kaum einen Morgen Grundeigentum.

Der Boden der kleinen, beinahe ebenen Markung ist wegen seiner thonigen Unterlage meist naßkalt und gehört zu den mittelfruchtbaren. Das Klima begünstigt noch den Anbau feinerer Gewächse, übrigens kommen schädliche Frühlingsfröste ziemlich häufig vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft hat sich seit 25 Jahren sehr gehoben und wird nun gut betrieben; die Brabanter und Suppinger Pflüge sind allgemein geworden. Von den vorzugsweise zum Anbau kommenden Getreidearten, Dinkel, Gerste, Haber, können in günstigen Jahren etwa 150 Scheffel Dinkel nach außen verkauft werden. Von Brach- und Handelsgewächsen zieht man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Wicken, wenig Reps, ziemlich viel Flachs und Hanf, letztere theilweise zum Verkauf.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_365.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)