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hat einen halbachteckig geschlossenen, mit Strebepfeilern besetzten Chor und im Westen einen dreistockigen Thurm, der im dritten Geschosse rundbogige Schalllöcher zeigt und noch von dem alten Satteldache bekrönt wird. Über den zwei spitzbogigen Eingängen der Nordseite steht 1514 und 1562. Im schlichten Inneren ist Schiff und Chor flachgetäfelt, der Triumphbogen spitzig; die nördlich an den Chor angebaute Sakristei hat ein Netzgewölbe und im Chore sind noch die Ansätze der ehemaligen Gewölberippen erhalten. Die 3 Glocken auf dem Thurme wurden 1865 gegossen von Knittel in Canstatt. Die Baulast ruht auf der Gemeinde.

Der ummauerte Begräbnißplatz umgibt die Kirche.

Das wohlgebaute, vom Spital Tübingen zu unterhaltende Pfarrhaus liegt mit Garten und Scheune freundlich an der Hauptstraße.

Das Rathhaus wurde aus einem Privathaus hergerichtet, ebenso im Jahre 1861 das Schulhaus; letzteres enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Ein öffentliches Backhaus und ein Armenhaus besteht.

Sehr gutes Trinkwasser liefern hinreichend 1 laufender und 6 Pumpbrunnen; schon bei 28–30′ Tiefe stößt man überall auf Wasser. Die Markung ist nicht sehr reich an Quellen, aber sie führen treffliches Wasser; ganz besonders gutes, den Kranken zuträgliches, soll der Brunnen, der aus der Tauchklinge in das Waldhörnle geleitet wird, spenden; sogenannte Hungerbrunnen finden sich bei der Schleifmühle und in den Holzäckern. An munteren fließenden Wassern fehlt es der Markung nicht, wie die Steinlach, der Mühlbach, der Landgraben und der im Orte selbst beginnende Goldergraben.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Tübingen, Weilheim und Cresbach.

Über die Steinlach führen 3 hölzerne Brücken, wovon 2 die Gemeinde und die dritte der Besitzer von Cresbach unterhält.

Die Einwohner sind gesunde, kräftige Leute; gegenwärtig zählen 3 von ihnen über 80 Jahre, Siebenziger gibt es viele; sie sind fleißig, sparsam, geordnet, nur zeigt sich bei einzelnen ein Hang zum Processiren; Pietisten befinden sich 15–20 im Orte; die kleidsame Volkstracht hat sich zum Glücke noch ziemlich erhalten.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Obstbau und Viehzucht; früher wurde auch der auf der Höhe liegende Stubensandsteinbruch ausgebeutet, jetzt aber wird er, weil er zu harte Steine liefert, nicht mehr betrieben; dagegen besteht eine Kies-, eine Sand- und eine Lehmgrube, auch gewinnt man in der Nähe des Steinbruches Töpfererde.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_353.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)