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auf dem schlanken Westgiebel sitzt ein schönes durchbrochenes Steinkreuz und an der Ostseite ist über dem spitzbogigen Eingange das uralte romanische Steinbild des Apostels Petrus, dem die Kirche geweiht ist, eingesetzt. Das Innere hat eine flache Decke und unter der Tünche noch Spuren von Fresken; auf der westlichen Empore steht die Orgel. In die nördlich angebaute hölzerne Sakristei führt eine im Dreiblatt geschlossene Pforte, welche mit merkwürdigen, erhaben gearbeiteten Gethieren, Masken und Ornamenten umsäumt ist; darüber steht die Jahreszahl 1681. Der Thurm sitzt als hölzerner mit vierseitigem Zeltdach bekrönter Dachreiter auf dem Ostgiebel; von seinen Glocken ist die eine: Gegossen in Stuttgard von C. F. Blüher 1784; die andere hat die Umschrift: Meister Hans Miller in Esslingen gos mich 1616. Die Baulast der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der Begräbnißplatz liegt gegenüber, südöstlich der Kirche und soll schon 1444 angelegt worden sein.

Das hübsche, 1807 erbaute Pfarrhaus, welches der Staat unterhält, befindet sich in gutem Zustande.

Rath- und Schulhaus sind unter einem Dache; das freundliche Gebäude ward 1830 erbaut und enthält das Rathszimmer, ein Schulzimmer und die Wohnung des Schullehrers.

Ziemlich gutes Trinkwasser liefern ein Pumpbrunnen und 28 Schöpfbrunnen. Eine Wette liegt mitten im Ort. Die Markung ist fast ganz ohne Quellen.

Vicinalstraßen von Betzingen nach Sickenhausen und von Reutlingen nach Kirchentellinsfurth führen durch den Ort, überdieß geht eine von hier nach Wannweil. Die Entfernung von der nächsten Eisenbahnstation Kirchentellinsfurth beträgt 1/2 Stunde.

Die Einwohner sind gesund und kräftig, fleißig und geordnet; besondere Volksbelustigungen bestehen keine mehr, auch wird leider die so kleidsame Volkstracht allmählig von der städtischen verdrängt. Als Haupterwerbsquellen sind zu nennen Feldbau und Viehzucht; manche ernähren sich auch durch Taglohnarbeiten. Außer der Schreinerei und dem Korbflechten werden die gewöhnlichen Handwerke für den örtlichen Bedarf getrieben; 2 Schildwirthschaften und ein Kramladen bestehen.

Die Vermögensverhältnisse sind mittelgut; der begütertste Bürger besitzt 40 Morgen, der Mittelmann 8–10 Morgen, und der minder bemittelte 1/2 Morgen Grundeigenthum.

Die kleine Markung bildet ein ebenes, flachwelliches, obst- und getreidereiches Land, dessen im allgemeinen mittelfruchtbarer Boden aus

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_350.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)