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des Klosters, die Infirmaria tam lignea, quam lapidea, welche nach den Annales Bebenhusani Abt Friedrich zwischen 1281–1305 erbaute; der untere Stock mit seinen großen Stuben heißt noch heute das Bad. Das hohe untere Geschoß des ausgedehnten Gebäudes ist von Stein, die zwei oberen Stockwerke haben kräftigen Eichenholzbau. Gegen die Südostecke hin liegt im mittleren Stock ein großer Saal mit schöner, leicht gesprengter, gothisch geschnitzter Balkendecke; weiter südlich lag die alte, sehr hohe Conventstube, in sie wurde ein Zwischenboden hineingezogen und hier oben, in einem nur 4′ hohen Gemache, erhielt sich noch die schöne, bemalte, ebene Holzdecke und Fresken an den Wänden; sie zeigen meist reiches Blumengeschlinge und gegen die Ost- und Nordecke hin Heiligenbilder mit Spruchbändern; an der westlichen Wand steht die Inschrift: abbas reynhardus dapifer de heffingen natus solarium istud construere procuravit ac tali pictura ornavit anno 144 .... dictum est ....

Reynhardus war Abt 1432–56. Im unteren Stock, gegen die Südostecke hin, liegt ein Zimmer mit leichtgesprengter Balkendecke, ähnlich der im großen Saale, nur noch schöner geschnitzt; die Balkenenden sind mit Blättern und Blumen geschmückt; ein Steinpfeiler an der östlichen Wand trägt ein herrliches Laubwerkskapitell. Südlich stößt daran ein Raum mit äußerst anmuthigem, gedreitem Fenster gegen Osten. An der Nordostecke desselben Stockwerkes liegt wieder ein kleiner Saal mit reicher Balkendecke; an seinen Wandkonsolen sind die Wappen von Württemberg, Tübingen, Bebenhausen, Hailfingen, Gomeringen angebracht. Gegen den Hof heraus haben die Riegelwände des Hauses noch Spuren von Bemalung, gothisches Blumengeschlinge. Der oberste Stock des Hauses ward erst in neuerer Zeit aufgesetzt. Das die Speisung und das Herrenhaus verbindende alte Gebäude enthält an seinem Südende, jetzt in Ställe und Heuböden getheilt, die von Abt Johann von Fridingen nach einer Inschrift am Eingang im Jahr 1507 erbaute, sehr große 40 Fuß in’s Gevierte haltende Abtsküche, in deren Mitte eine Steinsäule vier große Rundbögen trägt.

Das Forstamtsgebäude, südlich vom Ostflügel des Klosters gelegen, strebt mit seiner äußeren Front aus der südlichen inneren Ringmauer hervor und steht ohne Zweifel auf den Grundmauern des alten Abtsgebäudes; es war noch vor wenigen Jahren durch eine hölzerne, brückenartige Galerie mit dem Dormente verbunden und in der protestantischen Zeit die Wohnung des Prälaten; 1807–1816 diente es als Jagdschloß. Sein oberer Stock ist von Holz. Gegen Norden baut sich an das eigentliche stattliche Gebäude ein Flügel an,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_340.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)