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sodann das nördlich gelegene, jetzt Herrn Rektor Wolff in Stuttgart gehörige sehr alte Haus, das sog. Gasthaus; wahrscheinlich die alte Taberna des Klosters, deren Brunnen schon die Stiftungsurkunde von 1191 nennt. Daneben die alte Hundelege des Klosters, welche 1857 abgebrochen wurde. Betrachten wir die innerhalb der inneren Ringmauer stehenden Bauten, so finden wir, außer einigen zerstreuten Gebäulichkeiten ohne Bedeutung, erstens die Hauptanlage des Klosters, die ein festgeschlossenes Ganzes bildet; sodann östlich von ihr durch eine zweistöckige Halle verbunden, das Herrenhaus und das Krankenhaus, und südlich von der Hauptanlage steht, einst durch eine hölzerne Galeriebrücke verbunden, das frühere Abthaus, das jetzige Forstamtsgebäude. Die Hauptanlage gruppirt sich streng um den rechteckigen Kreuzgang, an dessen Nordseite die Kirche liegt.

Die Erbauungszeit der Abtei umfaßt drei und ein halbes Jahrhundert, von 1188, dem Jahre der Gründung an bis weit in das sechszehnte Jahrhundert hinein und dabei lassen sich mindestens vier Bauperioden unterscheiden. Die erste Anlage war schon sehr ausgedehnt. Das Material ist der in der Nähe brechende Keupersandstein.

Die zu Ehren Gottes und der h. Maria erbaute Kirche, welche ursprünglich die ganze Nordseite des Klosters einnahm, erlitt gar viele und wesentliche Veränderungen, ist aber jetzt nur noch zur Hälfte ihrer ursprünglichen Länge vorhanden. Sie ward im spätromanischen Stil erbaut von 1188 an (1227–28 ganz vollendet), als dreischiffige, flachgedeckte Pfeilerbasilika, deren noch einmal so hohes Mittelschiff sich gegen Osten in ein rechteckiges Querschiff und rechteckigen Chor von gleicher Höhe und ebenfalls flachgedeckt entwickelte, so daß die Haupttheile der Kirche ein vollkommenes hohles lateinisches Kreuz bildeten. Der von den Seitenschiffen begleitete lange Arm des Kreuzes zählte einst neun Arkadenbögen; jetzt nur noch drei; die ganze innere Länge der Kirche betrug damals 191′, jetzt 100′; die Breite der Kirche beträgt 60′, die Breite des Mittelschiffes 25′, die eines Seitenschiffes 14′; die Länge des Querschiffes 74′, die Breite 221/2′. Die ganze äußere Länge der Kirche beträgt 8mal die lichte Mittelschiffbreite. Von den vorderen Theilen erhielt sich nur die zum Abschluß des nördlichen Kreuzgangs nothwendige Umfassungsmauer des südlichen Seitenschiffes bis zur Höhe der Fensterbänke und das daran stoßende Stück der Westmauer, der früheren Façade. Diese südliche Umfassungsmauer wird in der Nähe der Südwestecke, von der jetzigen Hausflur der Revierförsterswohnung aus durchbrochen von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_328.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)