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ihre Unterkunft gefunden, so in dem nordöstlichen Eckthurm des Schlosses das physikalische Kabinet, die Sternwarte, das Münz- und Antiquitäten-Kabinet (s. oben), im südlichen Flügel das chemische Laboratorium Professor Hoppe’s und das Predigerinstitut (s. oben). Die Sternwarte wurde schon im Jahr 1752 eingerichtet und nachher mehrmals, im Jahr 1800 und 1845, umgebaut, ist jedoch wegen der auf dem Thurm unvermeidlichen Schwankungen nicht geeignet, um auf derselben die Beobachtungen mit der Genauigkeit zu machen, welche der gegenwärtige Stand der Wissenschaft erfordert.

Das chemische Laboratorium in den unteren Räumen des südlichen Flügels wurde vor einigen Jahren durch Beseitigung zweier kolossalen Kamine und Beiziehung einiger anderen Räume bedeutend vergrößert und verbessert und bietet nun Raum für 24 Praktikanten. Der Etat dafür beträgt 1020 fl.

Die zoologische und mineralogische Sammlung, die früher ebenfalls auf dem Schloß aufgestellt war, ist nun in die Säle der ehemaligen Aula verpflanzt. Der erste Grund zu diesen Sammlungen wurde im Jahr 1802 durch Schenkungen damaliger Professoren gelegt, später wurden dann ganze Sammlungen angekauft und ein jährlicher Etat für neue Erwerbungen ausgesetzt. Die mineralogisch-geologische Sammlung ist besonders reich an Petrefakten, zu deren Erwerb der schwäbische Boden so günstige, von dem gegenwärtigen Vorstand des Kabinets mit unermüdetem Eifer ausgebeutete Gelegenheit darbietet. Der Etat beläuft sich auf 950 fl.; für das zoologische Kabinet sind 1425 fl. ausgesetzt.

Der jetzige botanische Garten wurde in den Jahren 1805–9 auf einem etwa zehn Morgen umfassenden Terrain an der Ammer in der Art angelegt, daß er zugleich als ein dem Publikum geöffneter Park dienen kann. Das Areal wurde später durch Beiziehung eines alten nicht mehr gebrauchten Kirchhofs und Ankauf einiger angrenzenden Grundstücke ansehnlich vergrößert. Neben dem botanischen Garten ist die Wohnung des Vorstandes, die zugleich einen Hörsaal und die Herbarien und Hölzersammlungen enthält. Auf der entgegengesetzten Seite des Universitätshauses befindet sich das neue chemische Laboratorium mit der Wohnung des Vorstandes und einem großen Hörsaal. In dem Laboratorium ist für etwa 30 Arbeitsstätten Raum. Der Etat desselben ist 3350 fl., der des botanischen Gartens 3900 fl.

Das Anatomiegebäude am Österberg wurde in den Jahren 1832–35 erbaut, nachdem die Universität sich seit alten Zeiten mit einer kleinen Kapelle in der Nähe der Spitalkirche hatte behelfen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_308.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)