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an den sich die Pflege jenes Wissenschaftsgebietes durch jüngere Kräfte, M. Rapp (seit 1833), A. Keller (seit 1836) und W. Holland (seit 1847), anschloß. 1837 wurde Professor Peschier für französische und englische Sprache und Literatur angestellt.

Die orientalische Philologie, welche früher Schnurrer durch seine Thätigkeit für das Arabische und die Auslegung des alten Testaments gefördert hatte, wurde in den dreißiger Jahren durch einige Privatdocenten wie L. Kapf und Phil. Wolff wieder aufgenommen. Eine glänzende Erwerbung wurde 1838 durch die Berufung des aus Göttingen vertriebenen G. H. A. Ewald gemacht. Mit ihm kam ein ganz neues Element nach Tübingen, und er hat durch seine zehnjährige Lehrtätigkeit sowohl auf das Studium der orientalischen Literatur als auf das geschichtliche Verständniß des alten Testaments einen bleibenden Einfluß geübt. Aus seiner Schule gingen E. Meier, Rud. Roth, Dillmann und Andere hervor.

Das Fach der Geschichte war nach Röslers Tod von 1821–1837 durch K. F. Haug fast allein besetzt, und seine Vorlesungen über Universalgeschichte, die er bis zum Jahr 1860 hielt, gehörten lange Zeit zu den beliebtesten Kollegien der Universität. Im Jahr 1837 wurde der in der staatswirthschaftlichen Fakultät neu errichtete Lehrstuhl für politische Geschichte und Statistik durch Johannes Fallati besetzt, der jedoch die Statistik zu seinem Hauptfach machte. Sein Nachfolger wurde 1857 Max Duncker, welcher die neuere Geschichte mit glänzendem Erfolg las, aber leider schon nach anderthalbjähriger Wirksamkeit, durch Berufung nach Berlin als Geh. Regierungsrath, Tübingen entzogen wurde. An die von ihm verlassene Stelle wurde 1859 Reinhold Pauli berufen, welcher 1861 nach Haugs Pensionirung in die philosophische Fakultät übertrat, aber 1866 seine Entlassung nahm. Von den in der philosophischen Fakultät vertretenen naturwissenschaftlichen Fächern zu handeln, werden wir weiter unten Gelegenheit haben.

Für die juristische Fakultät begann mit der Berufung Ed. Schraders im Jahr 1810 eine neue Epoche; er war bekanntlich einer der ersten Vertreter der sogenannten historischen Schule und gehörte ein halbes Jahrhundert lang mit voller Hingabe seiner Kräfte und Interessen der Universität an. Außer ihm hat Tübingen eine Reihe bedeutender Rechtslehrer gehabt. Vor Allen ist hier Karl Georg Wächter in Leipzig zu nennen, der als junger Mann von 21 Jahren im Jahr 1819 in Tübingen angestellt, mit großem Beifall und Erfolg Pandekten und Kriminalrecht las, 1833 einem Ruf nach Leipzig

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_299.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)