Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

später wieder um 18.000 fl. erhöht, und es konnten nunmehr eine Reihe von Verbesserungen ausgeführt werden. Es wurde 1832–35 ein neues anatomisches Theater erbaut, die Bibliothek durch außerordentliche Ankäufe von Büchersammlungen und vermehrten Etat vergrößert, mehrere neue Lehrstühle errichtet, nämlich für Geologie, für politische Geschichte, für Verwaltungspraxis, für Zoologie und für Chirurgie. Ein eigenes Haus, in welchem die Hörsäle, die Sitzungszimmer für Senat, Fakultäten und Prüfungen vereinigt gewesen wären, bestand noch gar nicht; in den Jahren 1841–45 wurde ein solches nebst zwei Gebäuden für Chemie und Botanik erbaut, ein neues Krankenhaus folgte nach und auch für die anderen Institute, wie die zoologische und mineralogisch-geologische Sammlung, wurden die Mittel vermehrt.

Den Verfassungsveränderungen und der Vervollkommnung der einzelnen Institute gingen durchgreifende Veränderungen in der wissenschaftlichen Richtung verschiedener Fakultäten zur Seite. In der evangelisch-theologischen wurde 1826 durch die Berufung der Professoren Ferd. Christ. Baur und Fried. Heinr. Kern ein ganz neuer Grund gelegt. Die Herrschaft der alten von Storr geführten Schule wurde damit gestürzt und die neue kritisch-spekulative Richtung begann. Unter den Studirenden fand das Schleiermacherische und das Hegelische System großen Anklang und begeisterte Verehrer; bald wurde diese neue Theologie auch durch jüngere Privatdocenten und Stiftsrepetenten vertreten: Schneckenburger, Strauß, Zeller, Schwegler, Köstlin wirkten bekanntlich mit großem Erfolg für dieselbe.

Der im Oktober 1837 erfolgte Tod Steudels hatte eine Reihe von wichtigen Personalveränderungen zur Folge. An Steudels Stelle wurde nämlich zunächst der damalige Repetent Dorner, jetzt Professor und Oberkonsistorialrath in Berlin, zum außerordentlichen Professor ernannt, welcher jedoch schon im folgenden Jahre einen Ruf nach Kiel annahm. Nun wurde Pfarrer Elwert, der früher Professor in Zürich gewesen war, als ordentlicher Professor berufen; da aber auch dieser wegen Kränklichkeit schon nach zwei Jahren Tübingen wieder verließ, wurde 1841 Diakonus Alb. Landerer in Göppingen zum außerordentlichen und im folgenden Jahr zum ordentlichen Professor ernannt. Im Februar 1842 starb Professor Kern, und nun wurde J. T. Beck, ein geborener Württemberger, aus Basel berufen. Durch ihn wurde die schon von Chr. Fr. Schmid, der seit 1821 lehrte, und von A. Landerer vertretene positiv-christliche Richtung verstärkt und eine neue Gestaltung der biblischen Theologie angebahnt,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_296.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)