Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und eines ungebundenen Wachstubenlebens, wobei der jugendliche Humor seine reichliche Nahrung fand. Schließlich hatten sie wenigstens den Gewinn, daß in Anerkennung ihres Einstehens für die öffentliche Ordnung die verhaßten Landjäger entfernt und die Handhabung der Polizei wieder in die Hände der städtischen und akademischen Beamten zurückgegeben wurde.

Mit den dreißiger Jahren beginnt für die Universität eine neue Epoche; auf die Reform der Verfassung folgte eine bedeutende Erweiterung der Lehrmittel, der Institute und der akademischen Räume. Zunächst haben wir noch nachzutragen, daß schon im Jahr 1817/18 die Zahl der Fakultäten um zwei vermehrt worden ist: die katholisch-theologische und die staatswirthschaftliche. Der Zuwachs katholischer Landestheile hatte das Bedürfniß einer höheren Lehranstalt für Theologen hervorgerufen, die zuerst 1812 in der ehemaligen fürstabtlichen Residenz Ellwangen errichtet, aber 1817/18 mit der Landesuniversität vereinigt wurde, und diese um vier neue Lehrer vermehrte. Unter denselben befanden sich zwei sehr ausgezeichnete Männer, Joh. Seb. Drey, der bis zum Jahr 1846, in welchem er pensionirt wurde, in Tübingen lehrte, und Joh. Bapt. Hirscher, der 1837 einem Ruf nach Freiburg folgte. Zugleich wurde für die katholischen Theologen eine ähnliche Anstalt errichtet wie das evang. Seminar. Sie trat im Herbst 1817 unter dem Namen katholischer Konvikt oder Wilhelmsstift ins Leben, und es wurde ihr das Gebäude des ehemaligen Collegiums illustre mit dem dazu gehörigen Garten und Ballhaus überlassen. Für die staatswirthschaftlichen Fächer war schon im Jahr 1798 ein eigener Lehrstuhl errichtet worden, und im Jahr 1817 wurde auf Betrieb des damaligen Unterrichtsministers Freiherr v. Wangenheim und Friedr. Lists eine besondere staatswirthschaftliche Fakultät gegründet, welcher List selbst ein Jahr lang angehörte. Sie hatte einige tüchtige Lehrer, so besonders den berühmten Forstmann J. Chr. Hundeshagen, wollte aber nicht recht gedeihen und nahm erst einen Aufschwung, als Robert Mohl 1829 als ordentlicher Professor in dieselbe eintrat, welcher überhaupt mit unermüdlicher Rührigkeit die Erweiterung und Vervollkommnung der Universität und die Vermehrung ihrer Dotation betrieb. Die Einkünfte des Universitätsvermögens, die etwa 30.000 fl. jährlich gewährten, waren längst nicht mehr zureichend, der Staat schoß bis auf 80.000 fl. zu, aber auch dieß konnte den vermehrten Bedürfnissen der fortgeschrittenen Wissenschaft nicht genügen; 1836 wurde durch Antrag der Regierung und ständischen Beschluß der Universitätsetat um 12.000 fl. und acht Jahre

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_295.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)