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in besonderen Geschäften von Herzog Karl Eugen verwendet worden war, und auch als Lehrer an der hohen Karlsschule gewirkt hatte, 1786 zum Kanzler und ersten Professor der Theologie ernannt. Sein Nachfolger wurde 1806 Christ. Fr. Schnurrer, der seit 1772 Professor der Theologie und seit 1777 Ephorus des theologischen Stipendiums gewesen war, und an dieser Stelle durch Verbindung von Humanität mit Energie und äußerer Würde eine bedeutende Wirksamkeit gehabt hatte. Sein wissenschaftliches Fach war die orientalische, besonders arabische Literatur. Außerdem hat er sich durch werthvolle Beiträge zur württembergischen Kirchen- und Gelehrtengeschichte bleibende Verdienste erworben.

Ein besonderer Lehrstuhl der Geschichte wurde 1744 auf Betrieb Herzog Karls errichtet, aber erst 1750 mit einem Holsteiner, O. Ch. Lohenschiold, besetzt, der als Hofmeister eines jungen Freiherrn nach Tübingen gekommen war. Seine Wirksamkeit für geschichtliche Studien war nicht bedeutend, da er die Geschichte mehr als Unterhaltungsstoff behandelte. Sein Nachfolger wurde 1777 Christ. Fried. Rösler, der als Diakonus durch eine Schrift über den Lehrbegriff der christlichen Kirche in den drei ersten Jahrhunderten und durch eine angefangene Bibliothek der Kirchenväter die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Als Professor gab er in einer Reihe von Programmen den ersten Anstoß zu einer kritischen Behandlung der mittelalterlichen Quellenschriftsteller, aber seine Vorträge boten mehr pikante Anekdoten und paradoxe Behauptungen, als Anregung zu gründlichem Studium der Geschichte. Um dieselbe Zeit, in welcher Rösler angestellt wurde, waren von Tübingen zwei bedeutende Historiker ausgegangen, welche die Universität Göttingen zierten, Planck und Spittler.

Den bedeutendsten Aufschwung nahm gegen Ende des 18. Jahrhunderts die medicinische Fakultät. Von der aufgelösten hohen Karlsschule hatte Tübingen einen Lehrer geerbt, welcher einer der gefeiertsten war, den es je gehabt hat: K. Fried. Kielmeyer. Er war ein Zögling der Karlsschule und von 1790–94 Professor der Zoologie und Chemie an derselben; 1796 wurde er als Professor der Chemie in Tübingen angestellt, nachdem er die Zwischenzeit auf wissenschaftlichen Reisen zugebracht hatte. Seine geistreichen Vorträge, die von Studirenden aller Fakultäten gehört wurden und manchen Fremden herzogen, erstreckten sich allmählig von 1796–1817 auf das gesamte Gebiet der Naturwissenschaften; sein Hauptverdienst beruht aber auf der vergleichenden Zoologie. Da er fast gar nichts durch den Druck veröffentlichte, so wird sein Name in der Geschichte der Wissenschaft

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_291.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)