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errichtet und dem vierten Lehrer der Theologie übertragen (vergl. Binder 376. Weiteres s. oben S. 255).

Die Ehebücher wurden 1553, die Taufbücher 1558, die Todtenbücher 1596 eingeführt. Die Katechisationen der Kinder, welche zu diesem Zweck in 6 Rotten eingetheilt wurden, begannen 1576.

Eine katholische Stadtpfarrei wurde 1806 gegründet und zum katholischen Gottesdienst die Spitalkirche provisorisch und in Gemeinschaft mit den Evangelischen eingeräumt. Im Jahr 1807 wurde die von dem Fürsten von Taxis 1803 auf dem Ammerhof errichtete katholische Pfarrei mit dieser Stadtpfarrei verbunden. Erst 1817, als die katholisch-theologische Lehranstalt von Ellwangen nach Tübingen verlegt wurde, begann man den Bau einer eigenen katholischen Kirche, und um für sie Raum zu gewinnen, wurde das alte Ballhaus abgebrochen. Der Direktor des Wilhelmsstiftes ist zugleich Stadtpfarrer.

Eine gelehrte Schule, worin Grammatik, Logik und Philosophie gelehrt wurde, besaß T. schon im 14. Jahrhundert (1377 Crusius Ann. Suev. 3, 291). Zur Erlernung der Vorbereitungswissenschaften für die Universität verband Graf Eberhard im Bart ein Pädagogium mit dieser Anstalt (Bök 24); solches dauerte bis in die Zeit des dreißigjährigen Krieges.

Daneben bestund die städtische Schule, welcher ihre Lage auf dem Österberg den Namen anatolische Schule schuf. In der Ordination des Herzogs Ulrich vom 30. Januar 1535 heißt es: drei Schulen sollen gehalten werden, die erste Trivialis zum Unterricht in dem Lateinischlesen, Schreiben, Dekliniren, Conjugiren, den Principien der Grammatik und sonderlich in der Musik; die andere soll sein das Pädagogium, die dritte die Akademie oder hohe Schule (Reyscher 11, b. 7). Die erste kam nach dem Aufhören des Pädagogiums mehr empor. Im Jahr 1811 wurde das Gebäude neu hergestellt und 1818 die Schule zu einem Lyceum erhoben; aus letzterem Anlaß wurde eine fünfte, obere Klasse für Schüler von 15 und 16 Jahren errichtet und mit dieser Anstalt ein Präceptoranden-Institut verbunden. (Über die Lokalität dieses jetzigen Gymnasiums siehe oben S. 234.)

Die 1822 errichtete Realschule (s. oben) war anfangs dem Lyceum untergeordnet. Erst seit 1842 steht sie unabhängig von demselben unter einem eigenen Oberreallehrer.

Eine deutsche Schule erhielt Tübingen erst nach der Reformation und 1589 wurde eine eigene Mädchenschule errichtet.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_278.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)