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Der Wiesenbau ist sehr ausgedehnt und liefert von den im Neckarthal und an den Bergabhängen gelegenen Wiesen ein vortreffliches Futter, während ein Theil des Ammerthales saures Futter erzeugt. Die durchgängig zweimähdigen, nicht wässerbaren Wiesen ertragen im Neckarthal 20 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd, im Ammerthal 25–30 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd vom Morgen. Die niedersten Preise eines Morgens Wiese betragen gegenwärtig 600 fl., die höchsten 1400 fl.

Der Gartenbau bildet eine erkleckliche Einnahmsquelle der Einwohner; außer den 3 Handelsgärtnern, die Gemüsebau und Blumenzucht treiben, werden viel Gemüse- und Gartengewächse von den Weingärtnern gebaut und auf den Wochenmärkten abgesetzt; überdieß ziehen viele Einwohner ihren eigenen Bedarf an Gemüsen etc. Von schönen Gartenanlagen nennen wir in erster Linie den im Jahr 1805 angelegten botanischen Garten, der sich vor dem Lustnauer Thor anfänglich zwischen der Ammer und einem Kanal derselben über die ehemalige Schießstätte und den Tummelplatz ausdehnte und zu dem 1836 der angrenzende, jenseits der Ammer gelegene, 1541 errichtete Begräbnißplatz beigezogen und unter Schonung und sinniger Benützung der Grabmonumente ebenfalls als Garten schön angelegt wurde. Der botanische Garten enthält eine Menge sowohl inländischer als ausländischer Holzarten und Pflanzen, namentlich medicinischer Pflanzen, wodurch den Studirenden der Botanik die Kenntniß der Gewächse durch eigene Anschauung erleichtert wird. Überdieß ist derselbe dem Publikum geöffnet und bietet mit seinen herrlichen, schattengebenden Baum- und Gesträuchegruppen den reizendsten Aufenthalt und Spaziergang. Der Garten enthält überdieß ein mit seltenen Pflanzenreich ausgestattetes Gewächshaus, in dessen oberen Räumen die Wohngelasse des Universitätsgärtners eingerichtet sind. Der ursprüngliche medicinisch-botanische Garten, der sog. medicinische Garten, lag bei dem ehemaligen Universitätsgebäude.

Ein weiterer schön angelegter Garten, dessen Zutritt ebenfalls gestattet ist, liegt hinter dem neuen Universitätsgebäude. Auch hinter dem Convict befindet sich ein ansehnlicher Garten. Außer diesen größeren Gartenanlagen sind in der Nähe der Stadt viele wohlangelegte Privatgärten.

Der sehr namhafte Weinbau, der an den südlich geneigten Abhängen auf Keupermergel, in den höheren Lagen auf Keupersandstein mit Thon vermischt, getrieben wird, liefert in günstigen Jahrgängen einen mittelguten Wein, meist einen sog. Schiller, der 3–4 Jahre auf

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_251.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)