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erbaute; jetzt in eine Weingärtnerswohnung umgewandelt, zeigt es an den Vertäfelungen noch Reste von Malereien und sinnigen Sprüchen.

Auf der Wielandshöhe steht ein Gartenhäuschen, in welchem Wieland (1750) zu seinen frühesten Dichtungen begeistert worden sein soll.

Trinkwasser liefern 16 laufende und viele Pumpbrunnen hinreichend, so daß auch in den trockensten Jahrgängen nie Wassermangel entsteht. Das Wasser ist im allgemeinen ziemlich gut und Hülsenfrüchte kochen weich in demselben, auch wird es von dem Vieh gerne getrunken.

Von den Brunnen sind besonders zu nennen:

1. Der auf dem Marktplatz stehende, in sehr schönem, reichem Renaissancestil gehaltene Marktbrunnen; sein achteckiger steinerner Trog ist mit bandartigem Flechtwerk verziert und die hohe vierseitige Brunnensäule speit aus 4 kräftigen Löwenköpfen das Wasser. Von den Nixen, die an seinen Ecken saßen, ist nur eine noch erhalten. Schöne Muschelnischen gliedern die Seiten der Brunnensäule, in der südlichen steht noch eine wohlerhaltene, in der nördlichen eine verstümmelte 21/2′ hohe weibliche Figur; an den Ecken treten langgestreckte Fratzenkonsolen heraus und über ihnen sitzt auf kühnen Schnörkeln je ein Knabe, das Postament flankirend, welches den überlebensgroßen, an einem Meerungethüm stehenden Neptun trägt. Die Figuren und Ornamente sind aus feinkörnigem Keuperwerkstein sorgfältig und trefflich gearbeitet.

2. Der an der Nordseite der Stadtkirche stehende, dreiröhrige Georgenbrunnen (Jörgenbrunnen) ist ganz aus Gußeisen mit einer modern gothischen Spitzsäule als Brunnenstock gefertigt und trägt am Brunnentrog die Jahreszahl 1842; er trat an die Stelle des 1523 errichteten, steinernen, mit der Statue des St. Georg geschmückten Brunnens.

3. Der im Schloßhof stehende, einröhrige Schloßbrunnen hat auf seiner steinernen Brunnensäule einen korbartigen Aufsatz.

4. Der dreiröhrige Brunnen im Hofraum des evang. Stifts ist aus Gußeisen in einfachem Rococostil gefertigt und trägt am Brunnentrog das württemb. Wappen und die Jahreszahl 1705.

Die übrigen Brunnen sind 1–2röhrig.

Das Wasser wird in bleiernen und eisernen Röhren in folgenden Leitungen den Brunnen zugeführt:

1. Gefaßte Quellen aus dem Österberg, von der Waldhauser Höhe, aus der Thesisklinge, aus dem Heiland und aus dem Igelsloch

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_239.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)