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untern Ecke rechts das Wappen der Herren v. Bidenbach; Unterschrift: Fridrich Wilhelm v. Bidenbach zu Treuenfels und Oßweil F. W. Rath etc. 1686. In der untern Ecke links das v. Gaisberg’sche Wappen; Unterschrift: Joh. Heinrich v. Gaisberg zu Schelklingen F. W. Oberhofrath und Hoffgerichtsassessor 1686.

Auf dem Rathhaus sind ferner zwei alterthümliche Gegenstände aufbewahrt, der eine besteht in einem sehr alten aus Elfenbein schön gearbeiteten, mit Reliefen (Jagdscenen) versehenen, 2′ langen Blashorn, das der verstorbene Geheime Legationsrath v. Kölle, ein geborener Tübinger, seiner Vaterstadt schenkte. Der andere ist ein silberner, reich vergoldeter Becher, den die Stadt Reutlingen der Stadt Tübingen aus Dankbarkeit wegen Hilfeleistung bei einem Brandunglück in R. zum Geschenk machte; auf demselben sind künstlich eingravirt zwei schildehaltende Figuren, aus einem der Schilde steht Pax, auf dem andern Concordia; ferner sind angebracht Moses und David, zwischen denen folgender Vers zu lesen ist:

Auf Erden kain besser Kleinod
Als fridsam ainig Nachbar seind,
Solchs Reutlinge neulich hat erfarn
In Feuer Not wie auch Tübinga vor Jarn,
Zum Dank und Denken Reutlinga hat,
Den Becher geschenkt Tubing der Stat.
  1594.

2. Der angenehm gelegene Gerichtshof, ein stattliches, dreistockiges Gebäude, das die Ecke des Hafen-Marktes und der neuen Straße bildet; es wurde im Jahr 1818 auf der Stelle des ehemaligen Gasthofs zum Adler neu erbaut und enthält die Wohnung des Gerichtshofs-Direktors und die Kanzleigelasse für den Gerichtshof.

3. Das ansehnliche, aus 4 Stockwerken bestehende, 1829–30 erbaute Gymnasium, der ehemalige Autenrieth’sche Bau, steht zunächst am abgegangenen Lustnauer Thor; das untere Stockwerk ist vermiethet, im zweiten und dritten befinden sich je 6 Lehrzimmer und das vierte Stockwerk ist zur Wohnung des Rektors eingerichtet.

4. Die Realschule, der obern Ecke des Pfleghofgebäudes gegenüber liegend, seit 1861 in dem früheren Lyceal-Schulgebäude (schola anatolica), ist ein vierstockiges Gebäude, das im Erdgeschoß 2 Lehrzimmer, im zweiten und dritten Stockwerke je 3 Lehrzimmer und im vierten Stock ein Lehrzimmer und die Wohnung des Famulus enthält.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_234.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)