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gelegen. In dem größten dieser Wohngebäude befindet sich im unteren Stockwerk der Universitäts-Tanzsaal.

11. Der neue Bau gegenüber der Westseite der Stiftskirche wurde 1663–65 an der Stelle des 1624 abgebrannten Dekanathauses erbaut und zur Aufnahme des Martinianums bestimmt; in Verbindung mit ihm wurde eine Buchhandlung errichtet, welche 1665 J. G. Cotta übernahm und zu der das Haus der Herren von Tübingen erkauft worden war. Der neue Bau enthält die Wohnungen der Stipendiaten und des Hausmeisters; an ihn reiht sich die frühere Kanzlerwohnung, jetzt Institut für Technologie, mit einer von Poppe gestifteten Modellsammlung.

12. Der Bebenhäuser Pfleghof, am Westabhang des Schulberges gelegen, bildet ein großes schiefwinkliges Gebäude mit zwei gegen Südost weit vorspringenden Flügeln und wurde auf Grund viel älterer Gebäulichkeiten zwischen den Jahren 1492 und 1501 in den letzten Formen des gothischen Geschmackes neu aufgebaut. Es hat zwei Stockwerke, das untere steinerne Geschoß mit ausgedehnten Hallen, in denen mächtige Eichenholzpfeiler das schwere eichene Deckengezimmer tragen. Die Halle des Mittelbaues, die sich mit weiten Spitzbogen gegen Südost, gegen den Hof hin, öffnet, dient jetzt als Turnhalle und daneben liegt an der südwestlichen Ecke die frühere kleine Kirche, jetzt Registratur des Gerichtshofes. Es ist ein durch spätgothisch gefüllte Spitzbogenfenster erhellter rechteckiger Raum, den ein reiches schönes, noch trefflich bemaltes Netzgewölbe überspannt. Auf den Schlußsteinen sind die vier Evangelisten, die Mutter Gottes, das Württembergische und das Tübinger Wappen angebracht. An der Nordseite ist ein schöner aus Werkstein gehauener Engel, der die Wappenschilde von Bebenhausen und von Cisterz hält; auf seinem Spruchbande steht Bernhardus abbas de magstat 1492. Eine geradgestürzte, reich mit Stabwerk umfaßte Pforte führt an der Südseite in das Kirchlein, sie hat eine schöngeschnitzte Holzthüre und im Sturz das Bebenhäuser Wappen samt der Inschrift soli Deo gloria 1492. Über diesem Eingang erhebt sich ein reicher, von zwei Spitzsäulen flankirter Baldachin, und daneben an der Südwestecke steht unter schlankem Baldachine Maria mit dem Kinde. Die westliche Seite des Pfleghofes, gegen die Pfleghofgasse hin, wird von zwei weiten spitzbogigen Thoren und gegen die nordwestliche Ecke hin von einem reichen, mit einem Baldachin überdachten Eingange durchbrochen. Das zweite Stockwerk zeigt gegen den Hof heraus kräftigen Holzbau und einen hohen malerischen Aufbau zum Emporziehen der Früchte.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_230.png&oldid=- (Version vom 4.8.2018)