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ein lichter, rechteckiger, freundlich bemalter Raum, hat flache Kreuzgewölbe und wird durch den modern gothischen Hochaltar, sowie durch hübsche, an den Pfeilern angebrachte Bilder, Stationen, in ansprechender Weise belebt: Kanzel und Orgel sind ebenfalls in modern gothischem Stil gehalten; letztere wurde aus dem Dominikanerkloster in Mergentheim hieher versetzt. An der östlichen Wand ist ein hölzernes Krucifix aus früherer Zeit angebracht. Im allgemeinen ist die Kirche für die katholische Bevölkerung der Stadt zu klein.

6. Das im Jahr 1805 erbaute Klinikum, ein großartiges 3stockiges Gebäude auf der Stelle der ehemaligen 1482 erbauten Bursa, enthält die Räume für die Kranken und Gebärenden, die Wohnungen des Professors, der zwei Assistenten und des Speise- und Hausmeisters.

7. Das außerhalb der Stadt am nordwestlichen Abhang des Österbergs, im ehemaligen Plouquet’schen Garten frei und angenehm gelegene Anatomiegebäude ward in den Jahren 1832–35 in einfachem modernem Stil erbaut und bildet einen zweistockigen Mittelbau mit zwei dreistockigen Eckbauten (s. unten).

8. Das Krankenhaus der Universität steht frei in einem Garten hinter dem neuen Universitätsgebäude, unfern der alten Lustnauer Landstraße; es wurde mit einem Aufwand von 120.000 fl. in den Jahren 1842–46 in einem einfachen modernen Stil dreistockig erbaut. Hier finden Kranke aus dem ganzen Lande theils gegen Bezahlung, theils unentgeltlich Aufnahme und ärztliche Behandlung, wie auch die Studirenden der Medicin und Chirurgie Gelegenheit, ihre Kenntnisse praktisch zu erweitern (s. unten).

9. Der am Ende der Wilhelmsstraße befindliche Universitäts-Marstall enthält im unteren Stockwerk die Stallungen, im oberen die Wohnung des Stallmeisters. Neben demselben steht das Reithaus und vor diesem befindet sich auch eine offene Reitbahn.

10. Das frühere Universitätsgebäude (Aula nova), bei der Stiftskirche gelegen und so an die innere Stadtmauer hingebaut, daß es auf der Nordseite 3, auf den andern Seiten 5 Stockwerke hat. Das im Jahr 1547 erbaute und 1777 in einfachem Zopfstil restaurirte Gebäude ist mit einem von Säulen gestützten Balkon versehen und enthält im Frontispice das württembergische Wappen; ausgeführt wurde die Restauration durch Hauptmann Fischer. In demselben sind die Naturaliensammlungen aufgestellt. An dieses Gebäude reihen sich 4 neben einander stehende Gebäude für 3 Professoren und den Universitätskassier, sämtlich angenehm mit schöner Aussicht in das Neckarthal

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_229.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)