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und Sternen auf himmelblauem Grunde. – Man kann jetzt mit Recht die Tübinger Kirche zu den schönsten des Landes zählen. Die Kosten der Restauration betragen samt der noch zu erneuernden Orgel 60–70.000 fl., wozu der Staat 1800 fl. beisteuerte.

Die Glasgemälde, die drei östlichen Fenster erfüllend, stammen aus der Zeit der Erbauung des Chores und wurden 1857 durch Glasmaler Pfort wieder zusammengesetzt und ergänzt. Sie stellen verschiedene Begebenheiten aus dem neuen Testament vor, von prächtigem gothischem Stab- und Blumenwerk umrahmt; unten sind die Bildnisse Graf Eberhards, seiner Gemahlin und seiner Umgebung angebracht. An der südlichen Wand befindet sich ein gemalter Flügelaltar aus der Ulmer Schule mit der Jahreszahl 1520. Die äußeren Flügel stellen Christus am Ölberg und den Stifter des Altars mit Frau und drei Töchtern dar. Innen ist auf dem linken Flügel die Kreuzschleppung, auf dem rechten die Grablegung (eigentlich die Salbung des h. Leichnams), in mitten die Kreuzigung, ein großes, figurenreiches, ergreifendes Bild. Sowohl in der Anordnung als in der Zeichnung und in der Farbe sind diese Bilder trefflich zu nennen.

Der Chor ist – von 1450 an – die Grablege der württembergischen Regenten Uracher Linie, im 16. Jahrhundert des ganzen Hauses. Diese Bestimmung gab ihm übrigens erst Herzog Ulrich († 1550), nachdem die Stuttgarter Stiftskirche lange Zeit die alleinige Gruft enthalten hatte, seit der Landestheilung von 1442 aber die Uracher Linie zu Güterstein, der letzte derselben, Herzog Eberhard im Bart, im Stift Einsiedel beerdigt worden war. Nach Errichtung der hiesigen Grabstätte verlegte Herzog Ulrich hieher 1537 den genannten Herzog Eberhard, 1538 die Gütersteiner Leichname.

Die Grabmäler der württembergischen Fürsten, deren Leichen jede in einem eigenen Grabe darunter ruhen, liegen in vier Reihen, wovon die drei ersten Reihen aus der besten Zeit der deutschen Renaissance stammen. An der südöstlichen Ecke des Chorschlusses ruht Eberhard im Bart († 1496) mit langem Bart und langem schlichtem Haupthaar, zu Häupten steht ihm der Helm; sein zarter Körper liegt in voller Rüstung. Hinter dem Grabmale schimmert an der Wand das eigentliche, im herrlichsten gothischen Stil gehaltene Grabdenkmal Eberhards, es ist eine große, dunkelroth gefärbte Bleiplatte, in welche der Palmbaum mit dem Attempto und davor das große herzoglich-württemb. Wappen in reichen Farben und Vergoldung (als Kupferplatte) eingelassen sind; es stammt ohne Zweifel aus dem Stift Einsiedel. Neben Eberhard ruht Herzog Ulrich († 1550) auch in voller Rüstung, sein Bart

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)