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Die unten reich arabescirten, oben kanellirten toskanischen Säulen haben hohe Postamente; auf der Vorderseite der zwei zunächst dem Eingang stehenden ist in Relief links Viktoria, rechts Minerva, an den beiden andern Postamenten sind Fratzenmasken, an den Seiten sämtlicher Postamente Löwenköpfe angebracht. In den Zwickeln zwischen dem Rundbogen und dem Gebälke sitzt in hocherhabener Arbeit links Neptun, rechts Amphitrite; der Schlußstein des Rundbogens wird durch eine mächtige Fratze gebildet. Im Friese sind flach erhaben Waffen aller Art, Schwerter, Lanzen, Fahnen, Kanonen. Längs der äußeren Säulen stehen platt an der Wand in Flachrelief Faunen, in lange Konsolen mit Pferdefüßen ausgehend. Die Gliederungen sind durchaus skulpirt.

Zwischen beiden Säulen links geht ein rundbogiges Pförtchen und beide Eingänge münden in einen breiten langen Thorweg, dessen wohlgefügtes Tonnengewölbe durch schöne Gurten, die mit Diamanten und im Scheitel mit einer Rosette geziert sind, getheilt wird.

Im Thorweg führt links eine noch gothische Stabwerksthüre zur Wohnung des Meßners und Schloßwarts, rechts geht ein Eingang zu einigen Kasematten. Vom Thorweg aus führt der Weg, – links der furchtbar tiefe Graben gegen die Stadt hin, rechts die alte halb zerfallene Bastei, – an dem schönen ehrwürdigen Lindenbaum, welchen der Sage nach Herzog Ulrich pflanzte, vorüber zum zweiten Graben, aus dem sich das Schloß erhebt. Eine hölzerne Brücke, auf einem Steinpfeiler ruhend, führt in der Mitte hinüber in den zweiten Thorweg und durch diesen in den großen Schloßhof.

Der große rundbogige Eingang, rechts von ihm ein Pförtchen, ist wieder mit prächtiger Portalarchitektur umgeben. Drei reichverzierte Pilaster tragen ein vollständiges Gebälk und darüber prangt wieder ein großes, noch bemaltes herzoglich württembergisches Wappen. Das Portal ist merkwürdig unsymmetrisch, drei Pilaster umrahmen die beiden Rundbögen, dadurch aber, daß das Feld, worin das Pförtchen liegt, halb so weit ist als das, worin der große Rundbogen, und weil dessen Schlußstein als Kapitell eines vierten Pilasters behandelt ist, wird die Symmetrie wieder hergestellt. Als Fortsetzung der äußeren Pilaster stehen über dem reichskulpirten Gebälke zwei stolze Fahnenträger in voller Rüstung. Über den inneren Pilastern stehen, das große Wappen flankirend, Freisäulen, worauf zwei junge Trompeter; rechts und links von diesen Säulen sind große Viertelskreise, worin in Flachrelief Hirsch und Löwe. Innen im Hof entspricht diesem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)