Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wieder aufgebaut den Namen „Neustadt“ erhielt; von hier erweiterte sich die Stadt, nach früher vorkommenden Gebäuden zu schließen, einerseits gegen den Marktplatz, andererseits gegen die jetzige katholische Kirche, ursprünglich städtisches Zeughaus, weiter in den nordöstlichen Theil der Stadt, in das sogenannte Rübenloch, und von hier gegen das Wilhelmsstift, das ehemalige Franziskanerkloster, den Blaubeurer Pfleghof, und dehnte sich endlich bis zum Lustnauer Thor, an den Bebenhauser Pfleghof etc. aus. Nach dem Brande von 1280 verließen die adeligen und die reicheren Bürgerfamilien größtentheils den unteren Stadttheil und bauten sich näher am Schlosse, wie in der Neckarhalde, Burgsteig und Münzgasse größere Gebäude, welche den ungleich abgestuften Terrassen des gegen den Neckar geneigten Abhanges angefügt, auf der Thalseite auf starken Strebmauern, zum Theil auf der alten Stadtmauer, 6–7 Stockwerke hoch emporragen, während von der Bergseite her in das dritte Stockwerk zu ebener Erde gegangen werden kann.

Ob die allmählig sich bildende Stadt zu verschiedenen Zeiten gruppenweise mit einer Mauer umfriedigt wurde, oder ob die Befestigung der außerhalb der ursprünglichen Stadt gelegenen Stadttheile in einer Zeit geschah, läßt sich nicht mehr nachweisen. Dagegen wissen wir, daß in der Mitte des 15. Jahrhunderts die Stadt an der Südseite (Neckarhalde), soweit es thunlich war, ausgedehnt, und die Stadtmauer bis an den Neckar hinunter verlegt wurde; zu gleicher Zeit führte man sie durch den Ammerkanal um den ehemaligen Frohnhof und zog auch diesen in die Befestigung der Stadt. Die Mauern, Zwinger und Gräben, mit denen die namhaft vergrößerte Stadt umfriedigt und stark befestigt wurde, ist von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag die gleiche geblieben, nur wurde die Mauer, welche ringsum mit einem Umgang versehen war, in neuerer Zeit größtentheils erniedrigt und an mehreren Stellen durchbrochen, wie auch die an ihr gestandenen Thürme theilweise fallen mußten. Die Anlage der Stadtmauern, welche auf den Anwachs der Stadt berechnet war, ist folgende: von der südwestlichen Ecke des stark befestigten Schlosses führt sie die Neckarhalde hinunter bis zum Hirschauer Thor, hier einen Winkel bildend, läuft sie dem Neckar entlang, der ursprünglich zunächst der Mauer floß und später etwas von ihr entfernt wurde, bis zum Seminar, von dem sie unterbrochen wird, und weiter bis an die südöstliche Ecke der Stadt zunächst des Neckarthors; hier bricht sie unter einem rechten Winkel ab, führt durch den Graben des Ammerkanals bis zum Lustnauer Thor, von da zum Schmidthor und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_207.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)