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ganzen Schönheit gestattet; die terrassenförmig aufsteigende Stadt mit der ansehnlichen Georgskirche im östlichen Theil und mit dem großartigen, hochgelegenen Schloß an der südwestlichen Ecke macht hier in Verbindung mit der reizenden Umgebung einen überaus schönen und seltsamen Eindruck.

Überhaupt bietet die Umgegend Tübingens sowohl in der Nähe, als auch in weiterem Umkreis eine seltene Menge der schönsten Spaziergänge; unter den nahen nennen wir: den Gang um die Stadt selbst, dann jene herrlichen Baumalleen, die sich auf dem Wöhrd hinziehen, ferner die stillen, zwischen schönen Gärten hinführenden Straßen thalabwärts zwischen dem Österberg und dem Neckar, am Philosophenbrunnen vorbei, oder thalaufwärts am südlichen Fuß des Schloßbergs hin. Unter den größeren Spazierwegen gehören wohl zu den reizendsten: über den Österberg nach Lustnau, über den Rücken des Ammerbergs nördlich hinab nach Schwärzloch, oder weiterhin auf dem Rücken fort nach der Ödenburg und der Wurmlinger Kapelle; ferner durch das nördlich von der Stadt gelegene Elysium, eine ganz einsame enge, mit prachtvollen Waldbäumen bewachsene Schlucht, hinauf zur Waldhauser Höhe nach Bebenhausen, dann über das Waldhörnle auf angenehmen Waldpfaden nach Wankheim und durch das stille Wankheimer Thälchen zur Stadt zurück; über das freundliche Derendingen nach Cresbach, über Pfrondorf auf den Einsiedel, durch das anmuthige Steinlachthal nach Gönningen und auf den Roßberg u. s. w.

Nachdem wir, vom Österberg[1] aus gesehen, ein Bild der Lage und der Umgebung von Tübingen kurz entworfen haben, wollen wir die Stadt selbst näher betrachten.

Die Figur der innerhalb der Mauern gelegenen Stadt nähert sich einem Rechteck, das eine Länge von etwa 2100′ und eine Breite von 1400′ hat (s. die Karte). Der südliche Theil der Stadt, welcher auf den Rückenausläufer des Spitzbergs, im engern Sinn des Schloßbergs und an dessen Seitengehänge hingebaut ist, hat eine sehr unebene, der nördliche und nordöstliche Theil dagegen eine ebene oder nur leicht ansteigende Lage. In Folge dieser Terrainverhältnisse ist auch die Anlage der Stadt, namentlich in dem hügeligen Theil derselben, eine unregelmäßige, winkelige, und die Straßen führen theilweise in Kurven um den Bergrücken oder sie ziehen in den Neigungslinien


  1. Als weitere überraschend schöne Aussichtspunkte in der Nähe von Tübingen sind zu nennen: der Spitzberg an vielen Stellen, die Waldhauser Höhe, der Steineberg, der Niedernberg etc.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_204.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)